In der FDP kocht es
Guido Westerwelle schließt ein Ende seiner Zeit als Parteichef nicht mehr aus. „Wir wollen keine übereilten Entscheidungen, wir brauchen einen geordneten Prozess.“ Oder ein paar Bauernopfer?
BERLIN Wie lange noch bleibt Guido WesterwelleGleich drei Mal wiederholte er den Satz „Wir haben verstanden” – was viele FDPler mittlerweile nervt: Er hat ihn schon zu oft, bei zu vielen Niederlagen in letzter Zeit gesagt. Ohne dass sich etwas geändert hätte. Einer forderte Westerwelle in der Sitzung direkt auf, er möge bitte intensiv darüber nachdenken, ob er im Mai nochmal als Parteichef antritt. Danach sei es lange still im Raum gewesen, hieß es.
Westerwelle selbst sagte dazu öffentlich: „Ich mache meine Arbeit mit großem Engagement und auch mit viel Herzblut. Aber es bleibt dabei: Wir werden die Fragen des künftigen Teams umfassend am 11. April beraten.” Bei dieser seit langem anberaumten Sondersitzung soll das künftige Personaltableau ausgeguckt werden, das sich beim Parteitag im Mai zur Wahl stellt – inklusive des Chefs.
Noch hofft Westerwelle offenbar, bleiben zu können; vermutlich unter Erbringung einiger Bauernopfer. Besonders geeignet: Erstens Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, der mit seinem Verplappern die Wahlchancen weiter ruiniert hat (die Stimmung sei ihm gegenüber „geladen” gewesen, hieß es aus der Sitzung), und der außerdem seit 28 Jahren Landeschef in Rheinland-Pfalz ist – da, wo die Partei am Sonntag aus dem Landtag flog. Zweitens Birgit Homburger, Landeschefin in Baden-Württemberg und gleichzeitig Fraktionschefin im Bundestag, als solche nun immer offener kritisiert. „Hundsmiserabel, komplette Fehlbesetzung”, erklärt der Kieler Landeschef Wolfgang Kubicki. Allerdings signalisieren beide, Brüderle und Homburger, dass sie ihre Posten nicht kampflos räumen. Generalsekretär Christian Lindner sagt, es werde über die ganze „Mannschaftsaufstellung” diskutiert, „nicht ausschließlich über den Trainer”.
Aber passieren muss und wird etwas: In der FDP kocht es. Juli-Chef Lasse Becker: „Bei einer so desaströsen Vorstellung muss man keine Fehleranalyse abwarten.” Partei-Grande Gerhart Baum sieht eine „hinterherhechelnde Splitterpartei”. Er wolle dem Parteitag vorgreifen, aber: „Westerwelle hat ein Jahr lang alles versucht, den Negativtrend umzukehren. Das ist ihm nicht gelungen.”