Immer mehr Hinweise auf Mossad nach spektakulärem Mord an Hamas-Mann

"Israel reagiert nie, bestätigt nie und dementiert nie" - So dürftig hat die israelische Regierung auf Vermutungen reagiert, für den Mord an einem hochrangigen Hamas-Funktionär verantwortlich zu sein. Der Mann war von einer Gruppe angeblicher Touristen in Dubai getötet worden.
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Hamas-Anhänger trauern um den Ermordeten
AP Hamas-Anhänger trauern um den Ermordeten

JERUSALEM - "Israel reagiert nie, bestätigt nie und dementiert nie" - So dürftig hat die israelische Regierung auf Vermutungen reagiert, für den Mord an einem hochrangigen Hamas-Funktionär verantwortlich zu sein. Der Mann war von einer Gruppe angeblicher Touristen in Dubai getötet worden.

Im Zusammenhang mit dem mysteriösen Mordanschlag auf den Hamas-Funktionär Mahmud al Mabhuh in Dubai gerät Israel zunehmend unter Druck. Nicht nur die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas macht den israelischen Geheimdienst Mossad für den Tod Mabhus im vorigen Monat verantwortlich. Das britische Außenministerium bestellte am Donnerstag den israelischen Botschafter Ron Prosor ein, nachdem bekanntgeworden war, dass einige der mutmaßlichen Attentäter gestohlene britische Pässe mitführten.

Der britische Premierminister Gordon Brown kündigte eine Untersuchung an. «Der britische Pass ist ein bedeutendes Dokument, mit dem sorgfältig umgegangen werden muss», erklärte der Regierungschef. Nach Darstellung der Polizei in Dubai vom Montag wurde Mabhuh von einem elfköpfigen Killerkommando getötet, das mit europäischen Pässen in das Emirat einereist sei. Sechs der mutmaßlichen Täter hätten britische Pässe bei sich gehabt, drei irische Pässe und je einer einen deutschen beziehungsweise einen französischen Pass.

"Israel reagiert nie"

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman erklärte am Mittwoch in einer ersten offiziellen Äußerung Israels zu der Affäre unter Hinweis auf die übliche Praxis der Regierung: «Israel reagiert nie (auf derartige Vorwürfe), bestätigt sie nie und dementiert sie nie.» Er fügte hinzu, er wisse nicht, weshalb angenommen werde, dass Israel oder der Mossad die betreffenden Pässe genutzt haben sollten. Nach Angaben der Behörden in Dubai stimmen die Namen von mindestens sieben mutmaßlichen Mitgliedern des Killerkommandos mit Personen überein, die tatsächlich in Israel leben. Diese haben erklärt, ihre Pässe seien ihnen gestohlen worden.

Mabhuh wurde am 20. Januar in einem Luxushotel in Dubai umgebracht. Zu den Todesumständen gibt es widersprüchliche Angaben. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden in Dubai wurde er erstickt. Die Hamas erklärte kürzlich, der 50-Jährige sei in seinem Hotelzimmer vergiftet und durch einen Stromschlag getötet worden. Mabhuhs Bruder Hussein sagte hingegen, sein Bruder sei durch einen «Stromschlag und Ersticken mit einem Kleidungsstück» gestorben. Aus israelischen Militärkreisen verlautete Ende Januar, Mabhuh habe eine zentrale Rolle beim Schmuggel von Waffen aus dem Iran in den Gazastreifen gespielt, der von der Hamas kontrolliert wird.

Mabhuh wurde schon seit zwei Jahrzehnten von Israel gesucht. Er soll in die Entführung und Tötung zweier israelischer Soldaten 1989 verwickelt gewesen sein. Auch in israelischen Sicherheitskreisen wird hinter vorgehaltener Hand die Vermutung geäußert, dass der Geheimdienst Mossad hinter dem Mordkomplott stehe. Die Hamas schwor unterdessen Rache für den Tod Mabhuhs. Rund 3.000 Hamas-Mitglieder priesen am Mittwochabend bei einer Massenkundgebung in Beit Lahija im Gazastreifen den getöteten Hamas-Funktionär und kündigten Vergeltung an.

(Steven Gutkin, apn)

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