„Immer eine Reise wert“

Kairo - Er genießt es sichtlich. Zum zweiten Mal seit dem Sturz von Husni Mubarak hat Außenminister Guido Westerwelle Ägypten besucht – und wieder ein Bad in der Menge genommen: Über eine Stunde bummelte Westerwelle durch enge Basar-Gassen und ließ sich in Schischa-Cafés mit Ägyptern fotografieren. Inhaltlicher Kern seiner Reise: Er mahnte die Fortsetzung der Demokratisierung an.
„Hier in Ägpyten als Schlüsselland wird sich entscheiden, ob dem arabischen Frühling ein Sommer folgt oder ob es ein Zurück in einen Winter gibt“, sagte er beim Treffen mit seinem Amtskollegen Nabil al Arabi. Westerwelle sagte, er werde seinen Einfluss in der EU nutzen, um über einen Marktzugang für ägyptische Produkte reden zu lassen. „Nur wenn es den Menschen besser geht, kann die Demokratie erfolgreich sein.“
Sichtlich wichtiger als die offiziellen Polit-Termine war Westerwelle aber das Bad in der Menge. Ende Februar hatte er den Tahrir-Platz kurz nach der Revolution besucht und war von den Menschen gefeiert worden. „Ein unvergessliches Erlebnis“, sagt er bis heute. Seither hat er den Kampf um den FDP-Vorsitz verloren und muss sich in der für ihn immer leidigeren Libyen-Debatte fragen lassen, warum sich Deutschland raushält.
Um so mehr hat er sich nun auf Ägypten Freude, wo er nach getaner Revolution den Wert der Freiheit preisen kann und so warm empfangen wird. Schon im Flugzeug hatte er verkündet: „Man kann doch mal durch die Stadt ziehen und schauen, wie es den Menschen so geht.“ Das Protokoll disponiert hektisch um, die Personenschützer geraten etwas ins Schwitzen, als sich Westerwelle eine Stunde lang durch die Gassen des Khan-el-Khalili-Basars schiebt. Flächendeckend erkannt und bejubelt wird er hier nicht, aber das tut seiner guten Laune keinen Abbruch. „Och, ist doch noch Zeit, lasst uns doch noch einen Tee trinken“, sagt er und steuert aufs Café El-Fi-shawy zu.
Dort nun wollen sich ein paar Gäste mit ihm fotografieren lassen. Westerwelle „schmiegt sich an die Frau“, notiert der dpa-Korrespondent, während ihr Mann mit dem Handy Fotos macht. Der deutsche Minister wirbt nun für eine Rückkehr der Touristen, er könne das Ziel nur empfehlen. „Kairo ist immer eine Reise wert.“