Im Visier der Daten-Diebe

Politiker sollen dem Daten-Klau im Internet ein Ende setzen und mit schärferen Gesetzen den schwarzen Markt mit Adressen und Bankdaten eindämmen. Doch kann das den Leichtsinn der Verbraucher stoppen? Wo das Risiko besonders hoch ist.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Daten-Diebe haben es vor allem auf Verbraucher abgesehen, die auf ihrer Homepage Privates von sich preisgeben.
Nick Stand Daten-Diebe haben es vor allem auf Verbraucher abgesehen, die auf ihrer Homepage Privates von sich preisgeben.

Politiker sollen dem Daten-Klau im Internet ein Ende setzen und mit schärferen Gesetzen den schwarzen Markt mit Adressen und Bankdaten eindämmen. Doch kann das den Leichtsinn der Verbraucher stoppen? Wo das Risiko besonders hoch ist.

Von Volker ter Haseborg

Es dauerte nur ein paar Stunden und kostete lächerliche 850 Euro. Sechs Millionen Datensätze kauften die Verbraucherschützer dafür. Vier Millionen Kontodaten waren dabei. Vier Millionen mal die Möglichkeit, Geld abzubuchen. Die Daten stammen von Kunden der Nordwestdeutschen und der Süddeutschen Klassenlotterie, aus Handyverträgen und sogar aus Spendensammlungen.

„Wir sind vermutlich nicht die einzigen Aufkäufer illegaler Daten“, sagte der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Gerd Billen.

Gerade mal eine Woche ist es her, dass der größte Datenschutz-Skandal der Republik aufflog: Ein Informant hatte der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein eine CD mit 17000 Kundendaten geschickt. Mit diesen illegal beschaften Daten von Lottospielern buchten Kriminelle Beträge von deren Konten ab (AZ berichtete). Mittlerweile weiß man: Der Datensatz aus Norddeutschland umfasst sogar 1,5 Millionen Kundendaten. Sogar beim Online-Auktionshaus Ebay werden die Sätze feilgeboten – der schwarze Daten-Markt boomt. Vor allem auf ältere Menschen haben es die Betrüger abgesehen.

Gestern forderten Verbraucherschützer, Datenschützer und Kriminalpolizei die Bundesregierung auf, gegen den Datenklau und Datenhandel vorzugehen. Fazit: Es gibt nicht nur viele Schlupflöcher beim Datenschutz, sondern kaum Strafen für Daten-Diebe. Verbraucherschützer Gerd Billen findet: „Das Sanktionensystem des Bundesdatenschutzgesetzes ist so löchrig wie ein Schweizer Käse.“

Der Bundesbeauftragte für Datenschutz, Peter Schaar, fordert, dass das Grundrecht auf Datenschutz in die Verfassung mit aufgenommen wird. Daten dürften nur weitergegeben werden, wenn der Verbraucher per Einwilligungserklärung zustimmt, die „nicht im Kleingedruckten versteckt“ ist. Auch soll es eine „Kennzeichnungspflicht für Daten“ geben, damit klar werde, woher sie stammen.

In Deutschland wird bestraft, wer Daten stiehlt oder unrechtmäßig verkauft. Doch nur wenige Täter gehen den Ermittlern ins Netz: Der Bund deutscher Kriminalbeamter fordert, in Betrieben auch Datenfahnder einzusetzen. Datenschützer Schaar fordert, dass auch derjenige verfolgt werden müsse, der illegale Daten aufkauft oder nutzt.

Doch auch die Verbraucher sind gefragt: Tappen sie doch nach Meinung aller Experten vor allem im Internet viel zu unbekümmert in die Fallen der Daten-Diebe:

Gewinnspiele:

„Herzlichen Glückwunsch, Sie haben eine Reise gewonnen“. Solche E-Mails oder Briefe trudeln massenhaft in deutschen Haushalten ein und haben nur einen Zweck: So wollen Daten-Diebe in den Besitz von Daten gelangen. Die Gefahr: Die Adresse wird in Zukunft für Werbezwecke missbraucht. Petra von Rhein von der bayerischen Verbraucherzentrale rät, die Finger von solchen Gewinnspielen oder Verlosungen zu lassen.

Kundenkarten:

Ob Payback-karte (DM, Kaufhof), Deutschland-Card (Edeka, Deutsche Bank), oder HappyDigits (Karstadt) – Kundenkarten sind laut Verbraucherzentrale in erster Linie dafür da, an die Kundendaten zu kommen. „Durchs Punktesammeln wird man darüber hinaus genötigt, immer bei den gleichen Unternehmen zu kaufen. Die Prämien sind auch nicht so toll“, sagt Petra von Rhein zur AZ.

Vertragsformulare:

Oft enthalten Formulare überflüssige Angaben zum Konsumverhalten, zum Einkommen oder Hobbys. Zweck: Auch so sollen Kunden mit Werbung überflutet werden. Die Verbraucherzentrale rät: „Fragen Sie gegebenenfalls nach dem Zweck der Datenerhebung.“

Web 2.0:

Ob es die Urlaubsfotos sind oder der neueste Tratsch und Klatsch vom Uni-Campus – immer mehr Deutsche stellen ihr Leben ins Internet und gehen dabei Daten-Dieben ins Netz. Das schadet dem Boom von Portalen wie StudiVZ nicht. „So etwas ist nur ratsam, wenn man kein Foto von sich ins Netz stellt, den eigenen Namen nicht erwähnt – und auf keinen Fall die Email-Adresse publiziert“, rät Verbraucherschützerin Petra von Rhein.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.