Im Dschungel der Exoten

29 Parteien treten zur Wahl an - wir stellen Parteien vor, die garantiert unter die Fünf-Prozent-Hürde kommen
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BERLIN - 29 Parteien treten zur Wahl an - wir stellen Parteien vor, die garantiert unter die Fünf-Prozent-Hürde kommen

Helmut Fleck kennen viele Deutschen, ohne es zu wissen. Fleck ist der weißhaarige ältere Mann, der uns regelmäßig nach den „Tagesthemen“ vorliest, wie man ohne Weiteres in Deutschland Vollbeschäftigung erreichen könne. Gut, dass das wenigestens der Vorsitzende des "Bündnisses für Volksabstimmung" weiß, einer Splitterpartei, die bei der Europawahl gerade 0,3 Prozent holte. Aber immerhin: In Siegburg sitzt Helmut Fleck für sie im Stadtrat.

Sehen Sie hier den Wahlwerbespot des „Bündnisses für Volksabstimmung".

Von wegen Volksparteien: 29 Parteien treten zur Bundestagswahl an, darunter Klein- und Kleinstparteien mit teils obskuren Zielen. Darunter Parteien, die Lobbyinteressen vertreten, wie die Rentnerparteien. Die Esoterikerecke mit den „Violetten“ oder der „BüSo“.

Sehen Sie hier den Wahlwerbespot der Partei „Die Violetten“.

Einführung einer Fleischsteuer

Oder zum Beispiel die Tierschutzpartei: Die ist gar nicht monothematisch, sagt ihr Vorsitzender Stefan Bernhard Eck. Doch auf der Agenda stehen natürlich vor allem die Abschaffung der Massentierhaltung, Verbot von Tiertransporten, die Einführung einer Fleischsteuer. „Die Grünen sind leider nicht mehr ganz so grün, wir sind super-grün geblieben.“

Wahlwerbepot der „Tierschutzpartei".

Es gibt auch ernsthafte Kleinparteien: Die aufstrebenden Piraten zum Beispiel oder die ödp, die in Bayern in der Lokalpolitik stark ist. Die ödp ist gar nicht skurril, eher das wertkonservative Pendant zu den Grünen mit ernst zu nehmendem Anspruch. Sie will sich als ernste Alternative zu den etablierten Parteien positionieren. Trotzdem muss auch sie um die 0,5-Prozent-Hürde (siehe Kasten) bangen.

Sehen Sie hier den Wahlwerbespot der „ödp".

Gegen die "Sexualisierung der Gesellschaft"

Oder beten, wobei: Dies ist wohl das Privileg der Partei Bibeltreuer Christen (PBC), durch üppige Plakataktionen ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt - das reichte für 0,3 Prozent in Europa. Immerhin: Das ist also die Zahl der Deutschen, denen die „Sexualisierung der Gesellschaft“ missfällt und Strafen für homosexuelle Jugendliche wollen. Wer jung ist und keusch, kann sich übrigens der Parteijugend mit dem hübschen Namen „JuBis“ anschließen.

Sehen Sie hier den Wahlwerbespot der „Partei Bibeltreuer Christen".

Die Bayernpartei als originell zu bezeichnen, ist untertrieben. Schon die Wahlwerbung: Die Bayern würden am liebsten die „Kriminalität verbieten", wie sie eifrig plakatieren. Des weiteren: Austritt aus Deutschland und ein selbstständiges Bayernland - das schönste Argument stammt aus dem Europa-Wahlkampf, als die BP in ganz Deutschland antrat: „Wählt uns, dann seid ihr die Bayern los.“

Sehen Sie hier den Wahlwerbespot der „Bayernpartei".

Ab 0,5 Prozent gibt's Geld

Die Kampagne ging natürlich schief, aber die Bayern sind sicher: Irgendwann werden sie wieder zu den Großen zählen. Ganz bestimmt.

Und eines ist noch ganz entscheidend für die Kleinst-Parteien: Bei 0,5 Prozent liegt die wahre Hürde. Denn ab da bekommen Parteien vom Staat Wahlkampfkosten erstattet. Das heißt, sie erhalten pro Wählerstimme 70 Cent und auf jeden Spenden-Euro nochmal 38 Cent staatlichen Bonus. Machte beispielsweise bei der letzten Bundestagswahl für die rechten Republikaner für 0,6 Prozent exakt 186 270,70 Euro. Der Trend gegen die Volksparteien könnte ihnen diesmal helfen. Bei der Europawahl lagen sieben Parteien über der 0,5-Prozent-Marke.

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