Ilse Aigner: Kronprinzessin mit holprigem Start

Aigner schafft eine neue Sonderfunktion und will den Rosenheimer Abgeordneten Klaus Stöttner zum "Aussenwirtschafts-Beauftragten" machen  – wieder ein Punkt, der für Kopfschütteln sorgt.
von  Angela Böhm

Aigner schafft eine neue Sonderfunktion und will den Rosenheimer Abgeordneten Klaus Stöttner zum "Aussenwirtschafts-Beauftragten" machen  – wieder ein Punkt, der für Kopfschütteln sorgt.

MÜNCHEN Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Sechs Wochen nach der Wahl scheint er bei Seehofers Kronprinzessin Ilse Aigner bereits verflogen. In der CSU Oberbayern, deren Chefin sie ist, spricht man von „Dilettantismus“ und zweifelt, ob Aigner überhaupt „genügend Machtwillen“ hat. Ein ausgeschlachtetes Wirtschaftsministerium, ein gescheiterter Schlachtplan und schon wieder eine neue Personalie, die bei Parteifreunden Kopfschütteln hervorruft, sind ihre Bilanz.

Einen Super-Reiseleiter für Bayerns Unternehmer will die Wirtschaftsministerin offenbar installieren. Nach AZ-Information plant Aigner die Berufung eines „Außenwirtschafts-Beauftragten“. Der soll bayerische Delegationen auf Auslandsreisen begleiten.

Eine solche Sonderfunktion gab es noch nie. Bisher wurden die Delegationen vom Minister persönlich oder vom Staatssekretär als Türöffner im Ausland angeführt. Schon wird gefrotzelt, ob die Kronprinzessin sich nicht mehr außer Landes traue, um ihrem Konkurrenten Markus Söder nicht das Feld zu überlassen.

Offenbar will Aigner einem Spezl einen Sonderposten zuschanzen. Als Trostpflaster. Der Rosenheimer Abgeordnete Klaus Stöttner, bisher zuständig für Tourismus in der CSU-Fraktion, soll ihr „Außenwirtschafts-Beauftragter“ werden. Vergangene Woche war Aigner damit gescheitert, Stöttner im Fraktionsvorstand zu platzieren.

Dazu unterlag sie mit einer weiteren wichtigen Personalie: Aigner versuchte, Ernst Weidenbusch aus dem Landkreis München zum Chef des mächtigen Haushaltsausschusses zu machen. Parteifreunde rätseln inzwischen über ihre Strategie. Weidenbusch ist nämlich der treueste Gefolgsmann von Aigners Konkurrenten Markus Söder.

Aber selbst im Duett mit Söder scheiterte Aigner. Als Handlanger von Ministerpräsident Horst Seehofer sollten die beiden seinem Intimfeind Erwin Huber eine „Beerdigung erster Klasse“ verpassen. Doch sie konnten ihn nicht stoppen. Er wurde von der Fraktion zum Chef des Wirtschaftsausschusses gewählt.

Schon bei der Kabinettsbildung hatte Aigner nicht gekämpft und sich von Seehofer ihr Wirtschaftsministerium ausschlachten lassen (AZ berichtete). Das Filetstück Verkehr ging an Innenminister Joachim Herrmann, Landesplanung und Breitbandversorgung durfte sich der neue Heimatminister Markus Söder einverleiben.

Dafür installiert Aigner für das amputierte Ministerium nun einen zweiten Amtschef. Für Bayerns Beamte ist das die höchste Karrierestufe. Auf die klettert Bernhard Schwab, der bisherige Landesgeschäftsführer der CSU, einer der letzten Gefolgsleute von Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber. Im Ministerium ist man nicht begeistert. Denn für den zusätzlichen Amtschef müssen zwei andere Stellen eingezogen werden.

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