„Ihr Verhalten ist Ansporn für uns alle“

Erstmals seit 1945 werden deutsche Soldaten für besondere Tapferkeit ausgezeichnet - weil sie sich unter Lebensgefahr für andere eingesetzt hatten. Die Ehrung sorgt aber auch für Debatten
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Kanzlerin Merkel und Verteidigungsminister Jung mit den vier geehrten Feldwebeln.
AP Kanzlerin Merkel und Verteidigungsminister Jung mit den vier geehrten Feldwebeln.

BERLIN - Erstmals seit 1945 werden deutsche Soldaten für besondere Tapferkeit ausgezeichnet - weil sie sich unter Lebensgefahr für andere eingesetzt hatten. Die Ehrung sorgt aber auch für Debatten

Gefährlich gestriger Heldenkult oder überfällige Anerkennung von Mut und Einsatz? Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wurden gestern vier Bundeswehrsoldaten mit Tapferkeitsorden ausgezeichnet. Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel überreichte die neu geschaffenenen Ehrenkreuze für Tapferkeit in einer feierlichen Zeremonie.

Seit 1945 hatte die Bundeswehr Auszeichnungen nur für die Dauer der Dienstzeit vergeben. Die neue Ehrung ist ein weiterer Schritt hin auf dem Weg zu einer ganz normalen Armee im Einsatz und eben auch im Krieg, weg von dem jahrzehntelangen vorsichtigen Sonderweg der Blauhelm-Bundeswehr.

Sie rannten zum brennenden Wrack und halfen

Die vier Geehrten waren bei dem Anschlag im vergangenen Oktober auf eine Bundeswehr-Patrouille dabei: Jan Berges (29, Siegen), Henry Lukacs (28, Jena), Alexander Dietzen (33, Kaiserslautern) und Markus Geist (28, Würzburg) sahen, wie 500 Meter entfernt durch eine Explosion zwei deutsche Soldaten und fünf afghanische Kinder starben.

Sie rannten sofort darauf dazu – unter Lebensgefahr. Denn das Fahrzeug der getöteten Kameraden brannte, immer wieder explodierte Munition. Dort versuchten sie, sowohl ihre Bundeswehr-Kollegen wie auch afghanische Zivilisten zu bergen und Verletzte zu retten, trotz immer neuer Detonationen von Munition um sie herum.

"Ein Dankeschön des Staates"

Merkel: „Ihr Verhalten ist Ansporn, nicht nur für Ihre Kameraden, sondern für uns alle.“ Verteidigungsminister Franz Josef Jung: „Sie haben außergewöhnliche Kameradschaft und Tapferkeit weit über das normale Maß hinaus bewiesen. Sie sind zum Vorbild geworden.“

Kritiker sehen die Einführung des neuen Ordens skeptisch – unter den Nazis war das Eiserne Kreuz millionenfach missbraucht worden, viele fürchten einen zweifelhaften Heldenkult.

Doch Merkel verteidigt die Ehrung offensiv: „Eine Armee im Einsatz braucht eine solche Auszeichnung. Unsere Soldatinnen und Soldaten müssen für ihren Einsatz mehr Anerkennung bekommen.“ Ähnlich sehen es viele Soldaten. Ulrich Kirsch, Chef des Bundeswehrverbandes: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, auch öffentlich ein Zeichen zu setzen, welche schwierige Aufgaben wir in Afghanistan und anderswo zu erfüllen haben.“ Den Orden nennt er ein „Dankeschön des Staates“ für einen ganz besonderen Einsatz, bei dem Tod und Verwundung so nah sei wie in keinem anderen Beruf.

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