Hypo Real Estate: Nervenkrieg um Milliarden

Die Regierung hat jetzt ihr letztes freiwilliges Angebot auf den Tisch gelegt: 1,39 Euro pro Aktie der Pleite-Bank. Das ist ziemlich spendabel - aber der letzte Großeigner will's lieber drauf ankommen lassen
von  Abendzeitung
Letzter Ausweg Enteignung: Jetzt hat der Poker um die Hypo Real Estate begonnen.
Letzter Ausweg Enteignung: Jetzt hat der Poker um die Hypo Real Estate begonnen. © dpa

BERLIN - Die Regierung hat jetzt ihr letztes freiwilliges Angebot auf den Tisch gelegt: 1,39 Euro pro Aktie der Pleite-Bank. Das ist ziemlich spendabel - aber der letzte Großeigner will's lieber drauf ankommen lassen

Der Poker um die Enteignung der HRE hat begonnen, jetzt liegen die Karten auf dem Tisch. Die Bundesregierung hat nun ihren Preis genannt, den sie den Aktionären freiwillig zahlen will – sozusagen das letzte Angebot im Guten: 1,39 Euro pro Aktie, das sind zehn Prozent mehr als sie müsste. Doch der Haupteigner J.C. Flowers sagt Nein. Er lässt es lieber drauf ankommen.

Laut dem erst am Donnerstag in Kraft getretenen Enteignungsgesetz hätte die Regierung gemessen am durchschnittlichen Aktienkurs der letzten zwei Wochen nur 1,26 Euro bieten müssen. Doch mitten in der Krise zeigt sich die Regierung großzügig. „Sehr spendabel“, lobt Fairresearch-Analyst Dieter Hein. „Nett, dass der Bund noch einen Schnaps drauflegt“, findet auch Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Tipp aller Experten für Aktionäre: „Unbedingt annehmen!“

Mitten in der Krise zeigt sich der Staat spendabel

Lob für die Entscheidung von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) gab’s auch von FDP und Union. Mit dem Extra will er wohl den Kapitalmarkt und Investoren angesichts der drohenden Enteignung nicht komplett verärgern. Andererseits gibt es auch Kritik an der „Verschwendung von Steuergeldern“, so die Landesbank Baden-Württemberg.

Sollten Aktionäre nicht auf das Angebot eingehen, wird die Bank verstaatlicht – und dann kriegen sie nur den Mindestpreis von 1,26 Euro, teilte die SoFFin mit. US-Investor Flowers, der 22 Prozent an der HRE hält, nimmt das offenbar in Kauf. „Wir prüfen das. Unsere Präferenz ist aber, in der HRE zu bleiben“, teilte seine Sprecherin mit.

Eine Milliarde hat Flowers schon verloren

Vergangenen Sommer hat Flowers 22,50 Euro pro Aktie gezahlt, über eine Milliarde Euro hat er mit dem HRE-Engagement bereits verbrannt – da spielen die 13 Cent Unterschied zwischen freiwilligem Angebot und Zwangs-Enteignung keine große Rolle mehr. Lieber pokert er darauf, vor Gericht zu gewinnen und in der Firma bleiben zu können, bis sie mit deutschen Steuergeldern wieder aufgepäppelt ist.

Die unvorstellbare Summe von 80 Milliarden hat die deutsche Regierung bereits in die HRE gepumpt – sonst wäre sie längst pleite, mit mindestens so grauenhaften Folgen wie beim Zusammenbruch von Lehman Brothers. Um sich diesen gigantischen Einsatz zu sichern, will die Regierung sie jetzt eben verstaatlichen.

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