Hunderte Muslime marschieren gegen islamistischen Terror
Köln - Die Teilnehmer sollten aus ganz Deutschland zu dem Protest in der Kölner Innenstadt anreisen. Doch beim Friedensmarsch von Muslimen gegen Gewalt und islamistischen Terror haben sich am Samstag zunächst nur einige hundert Menschen versammelt. Die Veranstalter hatten mit 10.000 Teilnehmern gerechnet. Am Ende haben sich zwischen 300 und 400 Menschen an der Demo beteiligt.
Um die Aktion hatte es im Vorfeld lebhafte Debatten gegeben - vor allem, weil der Islamverband Ditib seine Teilnahme an der Anti-Terror-Demo abgesagt hatte.
Die Organisatoren um Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hatten Muslime aus ganz Deutschland aufgerufen, nach den Anschlägen von Berlin, Manchester und London ein Zeichen gegen Islamismus und Terror zu setzen. "Wir lassen es nicht zu, dass Terroristen im Namen des Islams (...) Unschuldige töten", heißt es in dem Aufruf der Veranstalter. Die Polizei beschrieb die Lage in Köln als ruhig.
Ditib als größter Islam-Dachverband in Deutschland hatte seine Teilnahme abgesagt - unter anderem mit dem Argument, dass eine solche Aktion unzumutbar für die jetzt im Ramadan fastenden Muslime sei. Damit hatte der Verband Unverständnis unter anderem bei der Bundesregierung ausgelöst. Die Absage sei "einfach schade", ließ Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag über ihren Sprecher ausrichten. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte der "Rheinischen Post" (Samstag): "Teilnehmen wäre besser gewesen als abseits stehen." Es sei bedauerlich, dass nicht alle islamischen Dachverbände die Initiative unterstützten.
Maas rügt Islamverband
Justizminister Heiko Maas (SPD) schrieb in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag), es sei Aufgabe der gesamten Zivilgesellschaft, sich von Terror zu distanzieren. "Das scheint leider der Islamverband Ditib nicht verstanden zu haben." Die Ditib untersteht der türkischen Religionsbehörde in Ankara. Kritiker werfen dem Dachverband vor, Sprachrohr des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu sein.
Auch Mitinitiatorin Kaddor zeigte sich verwundert. "Wir rufen dazu auf, gegen Gewalt und Terror zu demonstrieren - uns ordentlich zu positionieren und Islamisten an den Rand der muslimischen Gesellschaft zu drängen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Eine solche Aktion passe sehr gut in den Fastenmonat Ramadan. "Der Prophet Mohammed hat gerade im Ramadan die härteste Arbeit vollbracht. Im Ramadan ging es genau darum, gesellschaftlichen Frieden herzustellen. Der Ramadan ist der Monat des Friedens für uns Muslime!", betonte Kaddor. Muslime müssten auch in Deutschland klar machen, dass Attentäter und Islamisten nicht mehr Teil ihrer muslimischen Community seien.
Im Aufruf zu der Kölner Demonstration heißt es, der Widerstand gegen Terroristen und Fanatiker sei eine besondere Pflicht der Muslime, denn: "Es ist unser Glaube, der hier missbraucht wird, der hier beschmutzt, beleidigt und bis zur Unkenntlichkeit entstellt wird."
Auch Israels Botschafter ruft die Muslime in Deutschland auf, ihre Stimme gegen Terror zu erheben. "Ich finde, dass sich die Muslime in Deutschland stärker gegen den Terror engagieren müssen", sagte Yakov Hadas-Handelsman der "Berliner Zeitung" (Samstag). "Alleine deshalb, weil Terror keinen Unterschied macht zwischen Muslimen und Menschen anderer Religionen. Er ist für sie genauso eine Bedrohung, wie für alle anderen."
Gegen Stigmatisierung des Islams
Er könne das das Argument mancher Islamverbände in Deutschland nicht nachvollziehen, dass eine Teilnahme an den geplanten Großdemonstrationen gegen islamistischen Terrorismus den Islam an sich stigmatisiere. Wer an den Demonstrationen teilnehme, trete vielmehr der Stigmatisierung des Islams entgegen, sagte der Botschafter.
Dutzende Gruppierungen unterstützen die Aktion, darunter Parteien, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und kirchliche Gruppen. Unter den mehr als 300 Einzelpersonen, die den Aufruf unterzeichnet haben, sind Politiker, Künstler und Wissenschaftler. Auch der Zentralrat der Muslime und die Türkische Gemeinde zählen zu den Unterstützern.
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