Howdy Obama!
Das System ist besser als sein Ruf – und es sagt eine Menge aus. AZ-Chefreporter Matthias Maus über die Vorwahlen in der USA.
Ein paar Hillbillies versammeln sich in Scheunen und hören Politikern auf Kartoffelkisten zu. Mit einer Handvoll Stimmen machen Provinzler Weltpolitik? Und das soll man ernstnehmen? Ja das sollte man. Das Vorwahlsystemn in den USA ist besser als sein Ruf.
Die Bilder, die unsere TV-Sender aus den Bars von Iowa schicken, in denen übergewichtige Karohemden-Träger Staatsverdrossenheit zelebrieren, sind kein wahrer Spiegel der amerikanischen Gesellschaft. Aber der Urnengang in Iowa, der mit sage und schreibe acht Stimmen Unterschied entschieden wurde, sagt eine Menge aus über Demokratie-Verständnis – und über den Zustand der Konservativen.
In unserer Umfrage-verliebten Demokratie ist die Abstimmung in einem Bundesstaat ohne Industrie und ohne Minderheiten harte Währung. Wer will, kann mitbestimmen, Wer sich engagiert, kann dem Kandidaten die Dynamik verschaffen, die seine Kampagne braucht. Das war bei den Demokraten vor vier Jahren so, als sie Obama den Schub gaben. Und das kann bei Rick Santorum so sein, der unerwarteten Rückenwind von den Republikanern hat.
Dass es sich dabei um einen religiösen Fundi handelt, ist ein Problem für den hauchdünnen Sieger Romney – und eine gute Nachricht für Obama. Dass sich die Reagan-Bush-Partei nicht einigen kann, ob sie Wildwest-Populismus oder doch lieber Politik machen will – das ist die stärkste Wahlkampfhilfe für den Mann im Weißen Haus.
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