Horstis Reste-Rampe

Kaum ist Seehofers neues Kabinett vereidigt, gibt es auch schon Ärger: Ein TV-Redakteur und ein Tierarzt leiten jetzt das Bildungsministerium – weil sie halt beim Kabinetts-Puzzle übriggeblieben sind
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Umstrittener Schulminister: Ludwig Spaenle.
dpa 2 Umstrittener Schulminister: Ludwig Spaenle.
Neu im Kultusministerium: Marcel Huber.
dpa 2 Neu im Kultusministerium: Marcel Huber.

MÜNCHEN - Kaum ist Seehofers neues Kabinett vereidigt, gibt es auch schon Ärger: Ein TV-Redakteur und ein Tierarzt leiten jetzt das Bildungsministerium – weil sie halt beim Kabinetts-Puzzle übriggeblieben sind

Er gilt als Verschnitt von Franz Josef Strauß. Als Rüpel, der seinen Mund aufreißt. Als Panzer, der seine Gegner überrollt. Als politischer Killer von Monika Hohlmeier, die er gnadenlos aus dem Amt gekegelt hat. Von guter Schule hat der Münchner Ludwig Spaenle (47) wenig Ahnung. Trotzdem soll ausgerechnet er, der gelernte Fernsehredakteur, jetzt dafür sorgen, dass es mit der Bildung in Bayern besser wird: als neuer Schulminister. Helfen soll ihm dabei ein Tierarzt aus Ampfing in Oberbayern. Horst Seehofer stellt ihm Marcel Huber (40) zur Seite, den er bis zuletzt als Landwirtschaftsminister vorgesehen hatte. Das sorgte gleich für den ersten Ärger ums neue Kabinett.

Im Landtag herrschte blankes Entsetzen. Denn die beiden, die bei Seehofers Kabinetts-Puzzle am Ende überblieben, wurden einfach zusammen ins Schulministerium gesteckt. Schon geht das Wort um vom „Ministerium für Unsinn“.

Viele in der CSU halten diese Entscheidung für „ausgemachten Blödsinn“. Denn gerade das Thema Bildung ist für die CSU die größte Baustelle. Der Ärger über G 8, Übertritt, fehlende Lehrer, fehlende Ganztagsschulen, zu großen Klassen - all das hatte dafür gesorgt, dass die Wähler der Partei die rote Karte zeigten.

"Klasse Kompetenzen - aber in einem ganz anderen Bereich"

„Normalerweise hätte doch gerade in das Bildungsressort Kompetenz gehört“, lästert Christa Matschl, die bisher dem CSU-Fraktionsvorstand angehört hat. „Marcel Huber hat wirklich klasse Kompetenzen - aber in einem ganz anderen Bereich.“ Der Tierarzt, der sich mit seinem Fachwissen in Umwelt und Landwirtschaft große Anerkennung erarbeitet hat, war selbst baff über seinen neuen Einsatzort. Er musste das Agrarministerium in letzter Sekunde räumen, weil die Niederbayern doch noch ihren Landwirtschaftsmeister Helmut Brunner (54) als Minister durchdrückten. „Ich hab jetzt ja fünf Jahre Zeit zu lernen“, sagte er kleinlaut.

Auch Spaenle musste untergebracht werden, damit auch die Landeshauptstadt im Kabinett vertreten ist. Den bisherigen Münchner CSU-Chef Otmar Bernhard hat Seehofer nämlich in Rente geschickt, weil er die Generation 60 plus nicht mehr dabei haben will. Dabei hatte Spaenle von einem anderen Ministerium geträumt. Als Chef des Hochschul-Ausschusses wäre er gerne Wissenschaftsminister geworden. Doch das Ressort ging an FDP-Zahnarzt Wolfgang Heubisch. „Jetzt hat Seehofer in seinem Kompetenzteam einen Schul-Tierarzt und einen Wissenschafts-Zahnarzt“, lästern sie in der CSU.

Seehofer reagiert gereizt: „Der Horst Seehofer war als Gesundheitsminister auch nicht Arzt und als Landwirtschaftsminister nicht Landwirt“, verteidigt er seine Entscheidung. Huber sei konzeptionell ganz stark und einer der ganz großen Talente.

Spaenle dagegen hat ein ganz anderes Talent. Er gilt als intrigant. Vor einem Jahr stand er an vorderster Front an der Seite von Erwin Huber im Kampf gegen Seehofer. „Der leidet an Realitätsverlust“, giftete er damals gegen den Bundesagrarminister. Huber war für ihn da der größte, Seehofer der schlechteste. Jetzt ist es umgekehrt. Gleich nach der Wahl gab er per SMS der Münchner CSU die Anweisung: „Wir sind für Seehofer.“

Nun soll er den Dialog mit Lehrern und Eltern führen. „Wenn er da so vorgeht wie bisher, haben wir bald den größten Ärger“, fürchtet ein Kabinettsmitglied. Spaenle selbst sieht sich seit gestern anders: „Ich kenne meine Verantwortung. Ich bin ein ganz sensibler Mensch und kann gut zuhören.“

Angela Böhm

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