Horst Seehofer zurück nach Berlin?

In der Bundeshauptstadt könnte er privat neu durchstarten. Die CSU debattiert halblaut über sein Doppelleben: „Er soll für klare Verhältnisse sorgen.“ Und spekuliert schon über die Nachfolger auf dem Bayern-Thron
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In der Bundeshauptstadt könnte er privat neu durchstarten. Die CSU debattiert halblaut über sein Doppelleben: „Er soll für klare Verhältnisse sorgen.“ Und spekuliert schon über die Nachfolger auf dem Bayern-Thron

Blankes Entsetzen in der CSU über Horst Seehofers stilles Familienglück in Berlin. In der Partei wird bereits spekuliert, dass sich der bayerische Ministerpräsident nach der Bundestagswahl wieder aus der Münchner Staatskanzlei absetzen könnte, um in die Bundeshauptstadt und ins Bundeskabinett zurückzukehren. Neben Bundeskanzlerin Angela Merkel würde er als CSU-Chef eine tragende Rolle spielen. Und: Er könnte sein Familienleben ordnen und in Berlin mit Anette Fröhlich (35) und der gemeinsamen Tochter Anna-Felicia, die am Sonntag zwei Jahre alt wird, privat neu durchstarten.

„Man kann als Ministerpräsident und Parteivorsitzender kein Doppelleben führen“, empört sich die CSU-Landtagsabgeordnete und Ex-Sozialministerin Christa Stewens (64). Sie glaubt, dass das „der CSU schadet“. Ausgerechnet drei Monate vor der Bundestagswahl. Das denken viele in der Partei. Stewens: „Ich habe überhaupt kein Problem, dass er eine Freundin hat, aber er soll für klare Verhältnisse sorgen.“

"Verantwortungslos gegenüber der CSU"

Auch die fränkische Landtagsabgeordnete Christa Matschel (65) fordert, dass Seehofer „sein Leben ordnet“: „Als Politiker muss man auch in seinem Privatleben klare Positionen haben.“ „Das ist auch verantwortungslos gegenüber der CSU“, klagt ein Mitglied des Parteivorstands. Für die meisten Parteifreunde sei Seehofers Verhalten „unverständlich und bestürzend“. Vor allem, dass er die Aussagen der „Bunten“ nicht dementiere. „Damit bekommen sie auch noch eine Glaubwürdigkeit.“

Seehofer selbst war gestern wieder in Berlin. Seinen Termin mit seinem Beichtvater, dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, sagte er allerdings ab. Zusammen hatten sie die Vortragsreihe „Wege aus der Krise“ eröffnen wollen. Auch bei der Fronleichnamsprozession in München hatte sich Seehofer entschuldigen lassen. Daheim, im Hause Seehofer, soll Funkstille herrschen. In der Staatskanzlei heißt es: „Sie geht nicht mehr ans Telefon.“

"Mit der Frau zum Papst und mit der Geliebten ins Bett"

Noch im Januar wollte Seehofer für seine „First Family“ unbedingt den allerhöchsten Segen - und mit Ehefrau Karin als bayerisches Regentenpaar eine Privataudienz bei Papst Benedikt. Der hatte zuerst gezögert – wegen des unehelichen Kindes. Edmund Stoiber soll dann in die Audienz doch noch ermöglicht haben.

Ein Spitzen-CSUler zur AZ: „Mit der Frau zum Papst und der Geliebten ins Bett – das ist doch eine starke Nummer.“

Zwei Kronprinzen stehen bereit

Vor allem bei den konservativen CSU-Stammwählern schadet Seehofers Doppelspiel der CSU. Offiziell sagen will das aber von den CSU-Ministern keiner. Denn mit der Spekulation um seine Rückkehr nach Berlin ist auch das Nachfolge-Karussell eröffnet.

Zwei Kronprinzen hat Seehofer schon. Karl-Theodor zu Guttenberg, der sich als Bundeswirtschaftsminister durch seine Standfestigkeit in der Gunst der Wähler nach vorne katapultiert und seinen Rivalen, Bayerns Umweltminister Markus Söder, in den Hintergrund gedrängt hat.

Überangebot an Franken

Den schwarzen Baron aber zieht es nicht nach München. Er plant seine Bundeskarriere. Das lässt Söder hoffen. Seinen Ruf als Polit-Rowdy versucht er seit langem abzulegen, und sein Ziel ist der Bayern-Thron. Allerdings ist Söder Franke. Das hätte zwar den Vorteil, dass er den Norden Bayerns wieder befrieden könnte. Doch viele in der Fraktion halten Söder noch nicht reif.

Und: Dann gäbe es ein Überangebot an Franken – neben Innenminister Joachim Herrmann (53), der 2008 Seehofer den Vortritt lassen musste, aber seine Ambitionen noch nicht aufgegeben hat, eben auch Guttenberg. Das würden die mächtigen Oberbayern in der CSU nie zulassen. Der Partei stehen also aufregende Zeiten bevor. In fünf Wochen ist Parteitag. Da muss Seehofer als CSU-Chef wiedergewählt werden.

Angela Böhm

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