Horst Seehofer: Der Neben-Kanzler
Angela Böhm, AZ-Landtagskorrespondentin, über die Rolle der CSU im neuen Kabinett.
Seehofer plustert sich jetzt wieder auf. Schließlich gehört es zum Handwerkszeug eines CSU-Chefs, Niederlagen als Siege zu verkünden. Im Koalitionsvertrag hat der Überbayer seine Maut durchgeboxt, was ihm keiner zugetraut hätte. Allerdings für einen hohen Preis, wie sich jetzt herausstellt: An Merkels Tafelrunde wird die CSU nur noch eine kleine Nebenrolle spielen. Beim inneren Zirkel der Schlüssel- Ministerien, zu denen das Finanz-, Innen- und Wirtschaftsressort zählen, ist kein Minister aus Bayern mehr dabei.
So verliert die CSU massiv an Gewicht, weil Seehofer am Ende nur drei Ministerien light für seine Partei geholt hat. Für ihn ist das kein Problem. Bekanntlich kann man sich eine Braut auch schön trinken. Das hat die CSU auf ihrer gestrigen Weihnachtsfeier getan. Bei den Verhandlungen war es Obertaktierer Seehofer am Ende wurscht, welche Ministerien für die CSU übrigbleiben.
Im Kabinett wird eh nur die Arbeit erledigt. Die wichtigen Entscheidungen für die Bundesrepublik in den nächsten vier Jahren aber werden alle in der Koalitionsrunde getroffen. In der sitzen: Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel, SPD-Chef und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel und als dritter im Bunde er, Horst Seehofer, der CSU-Chef und Bayerische Ministerpräsident. Was spielt’s da für eine Rolle, wer unter ihm welcher CSU-Minister sein darf. Die CSU ist er – und so fühlt sich Seehofer in der großen Koalition als Nebenkanzler und eigentlicher Super-Super-Minister.