Horst Seehofer: Aus dem Kloster nach Brasilien

Nach dem Gang ins Kloster geht's für Horst Seehofer nach Brasilien: Beim Gastgeber von Fußball-WM und Olympia will er sich für bayerische Firmen starkmachen.
von  dpa
Nach seinem Klosteraufenthalt reist Bayerns Ministerpräsident nach Sao Paulo in Brasilien - die bayerische Wirtschaft will gepusht werden.
Nach seinem Klosteraufenthalt reist Bayerns Ministerpräsident nach Sao Paulo in Brasilien - die bayerische Wirtschaft will gepusht werden. © Peter Kneffel, dpa

München/São Paulo - Eigentlich ist Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kein allzu reisefreudiger Mensch. Inzwischen aber findet der Regierungschef auch an Auslandsreisen langsam Gefallen. „Ich werde noch zum Weltenbummler“, sagte der CSU-Chef kürzlich scherzhaft über seine zahlreichen Reisepläne für dieses Jahr. Jetzt steht die erste große Fernreise an: Direkt nach seiner viertägigen Auszeit in der oberpfälzischen Zisterzienserinnen-Abtei Waldsassen fliegt Seehofer am Abend des Ostersonntags für mehrere Tage nach Brasilien.

Mit an Bord: Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP), Europaministerin Emilia Müller (CSU), Wirtschaftsstaatssekretärin Katja Hessel (FDP) sowie eine große Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation. Anlass der Reise ist eine gemeinsame Konferenz mit den Regierungschefs der sechs Partnerregionen Bayerns: Georgia (USA), Oberösterreich, Québec (Kanada), São Paulo, Shandong (China) und Westkap (Südafrika).

Bei dem Treffen soll es unter anderem um die Energiepolitik gehen. Seehofer will seinen Aufenthalt in São Paulo aber vor allem auch nutzen, um sich als oberster Fürsprecher der bayerischen Wirtschaft zu betätigen. São Paulo als wirtschaftliches Kraftzentrum der aufstrebenden Wirtschaftsmacht Brasilien biete Unternehmen aus dem Freistaat hervorragende Marktchancen, betont er.

Auch der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, verweist auf die Bedeutung Brasiliens. „Die bayerischen Ausfuhren nach Brasilien haben sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt“, berichtet Brossardt – im vergangenen Jahr exportieren bayerische Unternehmen nach Zahlen der Staatskanzlei Waren im Wert von fast 1,6 Milliarden Euro in den südamerikanischen Staat. „Und es ist damit zu rechnen, dass sich die guten Exportchancen in den kommenden Jahren weiter verbessern werden.“

Insbesondere der Maschinenbau sei in Brasilien bei einem Importanteil von 42 Prozent stark auf Länder wie Bayern angewiesen, meint Brossardt. Zudem werde Brasilien 2015 nach Stückzahlen der drittgrößte Pkw-Markt der Welt sein. „Und auch die Nachfrage nach Lkw steigt stark.“ Die Delegation aus Bayern ist deshalb auch nicht die einzige aus Deutschland, die im Boomland Brasilien um Aufträge für heimische Unternehmen wirbt.

Angelockt von stabilen Wachstumsraten und den Milliarden-Investitionen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Rio pilgern jährlich dutzende Abordnungen aus Berlin oder den Bundesländern nach Brasilien. Und der Bundesstaat São Paulo mit seinen 41 Millionen Einwohnern ist der Motor der brasilianischen Wirtschaft. Auf die Region entfällt fast ein Drittel des gesamten Bruttoinlandsprodukts.

São Paulo, mit elf Millionen Einwohnern die größte Stadt Südamerikas, gilt auch als Metropole mit den meisten deutschen Firmen außerhalb Deutschlands. Rund 800 der 1200 deutschen Firmen in Brasilien sind in São Paulo aktiv, wo auch die größte Börse Lateinamerikas, die Bovespa, ihren Sitz hat – 450 davon stammen nach Angaben der Staatskanzlei aus Bayern. Die deutschen Firmen beschäftigen etwa 250 000 Mitarbeiter und tragen etwa zehn Prozent zum industriellen BIP des Landes bei.

Siemens, MAN, Volkswagen, Mercedes-Benz, Thyssen-Krupp, BASF und Bayer sind nur einige Großkonzerne, die in Brasilien vertreten sind. Für den Lastwagen- und Motorenbauer MAN beispielsweise ist Brasilien ein wichtiger Markt. Der Konzern ist nach eigenen Angaben der größte Lastwagenhersteller in Lateinamerika und Marktführer für Lastwagen in Brasilien. 52 000 Lkw verkaufte MAN dort im Jahr 2011.

Es geht auf Seehofers Reise aber nicht nur um Politik, Wirtschaft und Wissenschaft – sondern auch um Sport: In São Paulo wird der Ministerpräsident auch das Stadion besichtigen, in dem 2014 die Fußball-WM eröffnet werden soll. Begleitet wird Seehofer dabei unter anderem vom einstigen deutschen Fußball-Weltmeister Paul Breitner

 

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