Horst & Sabine – das Geheimnis ihres Glücks

Wie sich Seehofer und Leutheusser-Schnarrenberger bei Mon Cheri, Snickers und Komplimenten näher kommen – politisch und menschlich
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Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Horst Seehofer – zwei, deren Wege sich nicht mehr trennen sollen. Jedenfalls nicht in den nächsten fünf Jahren.
dpa Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Horst Seehofer – zwei, deren Wege sich nicht mehr trennen sollen. Jedenfalls nicht in den nächsten fünf Jahren.

MÜNCHEN - Wie sich Seehofer und Leutheusser-Schnarrenberger bei Mon Cheri, Snickers und Komplimenten näher kommen – politisch und menschlich

Daadadadaaa, daadadadaa – jetzt treten sie vor den Traualtar. Der Schwarze Horst Seehofer und die Liberale Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Bayerns neues Traumpaar. Aus der politischen Zwangsehe von CSU und FDP scheint Liebe zu werden. Sie verführt ihn mit Mon Cheri. Er säuselt ihr Komplimente ins Ohr. Sagt jedesmal „sehr gut“, wenn sie was sagt. Lobt jede Kleinigkeit: „Wir machen das Model Leutheusser-Schnarrenberger.“ Und flötet: „Wir beide sind ein Dreamteam.“ Am Sonntag sollen die Verhandlungen für den Ehevertrag abgeschlossen sein.

Selbst Streitthemen scheinen der Zweisamkeit nichts anzuhaben. Jeder gibt ein bisschen nach. Immer ist sofort ein Kompromiss in Sicht. Keiner überfordert den anderen. Beide lachen, machen Witzchen. „Es herrscht pure Harmonie“, berichten Teilnehmer der Eheanbahnung. Schließlich kennt sich Horst Seehofer mit Frauen aus. Wie kein anderer weiß er, wie man mit ihnen umgeht. Mit SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat er’s ja schon ausgetestet, damals als Verhandlungsführer der Union beim Gesundheitskompromiss. Mit ihr hat er seine „schönste Nacht“ verbracht. Damals, bei der Einigung, am 21. Juni 2003. Ulla Schmidt dagegen meinte, sie habe schon mehrere schöne Nächte in ihrem Leben gehabt.

Vielleicht kommen die ja für Horst jetzt auch noch mit „Schnarri“, der Li (e)beralen. Schließlich sind die beiden wie für einander geschaffen. Zwei, die sich wieder gefunden haben. Sie kennen sich seit langem, waren beide gemeinsam im Kabinett Kohl. Er als Gesundheitsminister. Sie als Justizministerin. Und beide landeten ganz unten. Mit Tränen in den Augen verkündete sie damals ihren Rücktritt, weil sie den großen Lauschangriff nicht vertreten wollte. Beide sind sie Stehaufmännchen. Gemeinsam als Paar erleben sie nun ein vereintes Revival. Zwei politische Alpha-Tierchen.

Wie auf einer rosa Wolke

Was spielen da Gegensätze schon für eine Rolle. Oder gar der Wahlslogan der FDP: „Der beste Kontrast zu Schwarz ist Gelb“. Jetzt verschmelzen sie ineinander. Und da kommt bekanntlich ein schmutziges Grau heraus. Alles war plötzlich verhandelbar in dieser Woche. Als würden sie auf einer rose Wolke schweben, umgeben von lauter Wattebauschen. Rauchverbot? Klar, da war man sich ganz schnell einig. Ladenschluss? Überhaupt kein Problem, solange der Sonntag heilig bleibt. Online-Durchsuchung? Natürlich, wenn nur die Fahnder die Wohnung nicht betreten. Versammlungsrecht? Na ja, ein paar Auflagen weniger und die Polizei darf nur noch im Freien fotografieren. Dazu noch ein paar Kinderkrippen mehr und schneller.

Dafür aber keine sechs Jahre Grundschule. Und auch keine Regionalschule. So schön geht das. Aber vielleicht lag das auch an den Snickers, die Sabine Leutheusser- Schnarrenberger so gerne während der Verhandlungen naschte. Schließlich macht ja Süßes auch glücklich.

Dabei sah es anfangs gar nicht so aus. Zurückhalten, vorsichtig, abtastend begannen die Gespräche am vergangenen Montag. Mit der U-Bahn und einer gewissen Scheue, so ein bisschen wie Pretty Woman, kam Sabine Leutheusser-Schnarrenberger mit ihrer Begleitung in die CSU-Landesleitung. Eine Limousine hat sie ja noch nicht.

Seehofer dagegen fuhr zum Gegenbesuch im Limousinen-Konvoi samt Bodyguards am Rindermarkt vor. Er staunte über die bescheidenen, beengten Räume der Liberalen. Den Lift musste Vorgänger Günther Beckstein testen. Der blieb stecken und musste von Bodyguards befreit werden.

Ein schlechtes Omen aber war das nicht. Am Sonntag geht’s nur noch darum, welche Posten im Kabinett die Braut als Hochzeitsgeschenk bekommt. Aber auch das wird kein Problem sein. Schließlich war Seehofers Lieblingssatz hinter verschlossenen Türen immer: „Wir spannen Liberalität und Dynamik zusammen.“ Bei Dynamik meinte er sich und die CSU.

Angela Böhm

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