Hohe Erwartungen an Merkels Athen-Reise
Berlin - "Die Reise der Bundeskanzlerin ist ein klares Zeichen unserer Solidarität mit Griechenland", sagte FDP- Fraktionschef Rainer Brüderle der "Welt am Sonntag". Zugleich pochte er auf die Einhaltung der mit den Geldgebern vereinbarten Regeln. In der "Leipziger Volkszeitung" (Montag) ermahnte Europarlamentspräsident Martin Schulz (SPD) Bundeskanzlerin Angela Merkel, am kommenden Dienstag nicht als "reicher Onkel" in Athen aufzutreten.
Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kritisierte die Griechenland-Politik der Bundesregierung und forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, Scharfmacher an die Kandare zu nehmen. "Bundeskanzlerin Angela Merkel muss die Populisten und Anti-Europäer aus ihren eigenen Reihen unmissverständlich zurückpfeifen. Und sie muss den Griechen deutlich machen, dass sie auf dem harten, vor ihnen liegenden Weg auf die europäische Solidarität zählen können", sagte er der "Welt am Sonntag".
Auch Schulz riet Merkel, "die Botschaft zu überbringen, dass wir Deutsche sehr solidarisch sind". Den Griechen müsse sie vermitteln, "dass wir in gegenseitigem Interesse helfen und nicht als reicher Onkel, der alles besser weiß". Europa müsse den Euro und auch den Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone verteidigen, wenn es "nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinden" wolle.
Zugleich rief Schulz dazu auf, Griechenland mehr Spielraum bei der Umsetzung der notwendigen Reformen einzuräumen. Die Griechen führten Reformen durch, "die es in dieser Intensität in Europa noch nicht gegeben hat".
Brüderle verwies auf ein "Instrumentarium mit festen Regeln für unsere Hilfestellung", das durch die Rettungsschirme EFSF und ESM gegeben sei. "Diese Regeln müssen von allen Vertragspartnern eingehalten werden - auch von unseren griechischen Freunden." Europa werde die Krise nur erfolgreich meistern, wenn sich alle an die Vereinbarungen hielten und entschlossen die notwendigen Reformen durchführten, um wieder wettbewerbsfähiger zu werden.
Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, forderte Merkel auf, sich in Athen auch mit dem linken Oppositionsführer Alexis Tsipras und Gewerkschaftsvertretern zu treffen. "Wenn sie dem Widerstand gegen die brutalen Kürzungen nicht mal ein Ohr schenkt, verschärft sie die Polarisierung im Land", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag). In Griechenland drohe spätestens im Winter "eine humanitäre Katastrophe, auf die Europa eine Antwort finden muss".