Höhenflug und Absturz?

Vor zwei Jahren war die FDP in Umfragen fast da, wo die Grünen jetzt sind. Dann brach sie ein. Kann das den Grünen auch passieren? Die AZ macht den Vergleichscheck.  
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 Vor zwei Jahren war die FDP in Umfragen fast da, wo die Grünen jetzt sind. Dann brach sie ein. Kann das den Grünen auch passieren? Die AZ macht den Vergleichscheck.

Berlin - Die Grünen, ein beispielloser Höhenflug? Nicht ganz: Zwei Jahre ist es erst her, am Ende der großen Koalition, da stand die FDP in Umfragen mit bis zu 20 Prozent fast ähnlich gut da – jetzt liegt sie am Boden. Droht den Grünen auch ein Absturz? Sind das nur die Ausschläge eines Parteiensystems im Wandel oder schlicht der Bonus für die jeweils munterste Opposition? Oder kann das Wachstum der Grünen – passenderweise – nachhaltiger sein? Die AZ macht den Vergleich.


Anhänger und Milieus. Es gibt Schnittmengen – austauschbar ist die Wählerschaft aber bei weitem nicht. „Der FDP-Wähler ist eher eine ältere Person, wohnt in einer kleineren oder mittleren Gemeinde, ist katholisch und männlich”, so der Berliner Politologe Gero Neugebauer zur AZ. Der Grünen-Wähler, oder treffender: die Grünen-Wählerin, ist eher weiblich und lebt in einer Stadt. In zwei Punkten ähneln sich die Anhängerschaften: Sie sind gebildeter und wohlhabender als die der anderen Parteien. Mit dem feinen Unterschied: Die Grünen-Sympathisanten haben den noch besseren Bildungsgrad, die FDP-Fans noch etwas mehr Geld. „Ab der Einkommensklasse 3500 Euro plus neigt es sich deutlich zur FDP”, sagt Neugebauer. Allerdings: In Großstädten haben die Grünen auch bei den Bestverdienern die Nase vor den Gelben. Und: FDP-Anhänger folgen traditionelleren Mustern. So wählen zusammenlebende Ehepaare aus einem ansonsten vergleichbaren Umfeld häufiger die FDP, getrennt Lebende oder Geschiedene die Grünen.


Strohfeuer oder dauernde Glut. Die FDP hat eindrucksvoll vorgemacht, dass ein Umfragehoch nicht von Dauer sein muss. „Die FDP ist nun auf ihre alte Stammwählerschaft zusammengeschnurrt”, sagt der Politologe: dem harten Kern aus wohlhabenden Selbstständigen. Die Neuzugänge von 2009 sind komplett verschwunden. Droht das auch den Grünen? Zunächst einmal gilt, so Neugebauer: „Jede Opposition steht so gut da, wie die jeweilige Regierung schlecht bewertet wird.”
Sprich: Die FDP hat in der Endphase der Elefanten-Regierung weniger mit der eigenen Großartigkeit gepunktet, sondern als Auffangbecken für die Unzufriedenen. Ähnlich gelte hier auch: Das schlechte Ansehen von Schwarz-Gelb – das deutlich niedriger ist als das der großen Koalition – treibt die Wähler so massiv zur Opposition. Dass fast ausschließlich die Grünen davon profitieren, liegt am Mega-Thema Atom – unter anderem jedenfalls. Heißt aber: Sollte die Leistung von Schwarz-Gelb wieder als besser empfunden werden, geht es auch für die Grünen wieder runter. Allerdings sind die Grünen derzeit klug genug, deutlich weniger auftrumpfend mit ihren bis zu 28 Prozent umzugehen als Westerwelle mit den 18 – das käme gerade bei ihrer Klientel nicht an.

Programm & Personen: Bei den Inhalten haben die Grünen in der Tat ein nachhaltigeres Potenzial, glaubt der Politologe. „Die FDP verspricht unmittelbaren Nutzen – und das war ja ihr Problem, dass sie das bei den Steuern nicht einlösen konnte”, so Neugebauer. Und: „Mit ihrem Setzen auf Sicherheit und Kontrollierbarkeit sind sie großen Teilen der Gesellschaft näher als die FDP”, sagt der Politologe. Die Personen seien dagegen gar nicht so wichtig: „Natürlich kann man nicht mit jedem Deppen antreten, aber es geht auch mit schwachen Figuren, wenn sie sich nicht aktiv daneben benehmen.”

 

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