Hillary Clinton - die nächste US-Präsidentin?

Hillary Clinton will 2016 US-Präsidentin werden. Noch sagt sie das nicht offen. Aber Insider sind sich sicher: Sie ist nicht mehr zu stoppen. Wenn sie sich nicht täuschen
von  dpa

Washington  – Hillary Clinton tingelt derzeit durch die USA und redet viel. In New Orleans hat sie warme Worte für die versammelten Autohändler der Nation, in New York für bedürftige Latinokinder. Nicht dass es wichtig wäre, was sie zu sagen hat. Viel spannender ist, was sie nicht sagt. Ihr Schweigen, ob sie 2016 noch einmal zum Rennen um das Weiße Haus antritt, bringt die US-Medien in Wallung wie kaum ein anderes Thema. Dabei sind es noch dreieinhalb Jahre bis zu den nächsten Präsidentenwahlen – eine Ewigkeit im Politgeschäft.

Will sie oder will sie nicht? Beinahe obsessiv widmet sich die US-Journaille der Frage. Die Auguren sind sich bereits heute sicher, dass sie niemand mehr an einer Kandidatur für die Demokraten hindern könnte. Im Wochenrhythmus werden Umfragen veröffentlicht, die das beweisen sollen. „Kann irgendjemand Hillary stoppen?“, titelt selbst das angesehene „Time-Magazine“. Dabei ist Clinton schon so ziemlich alles gewesen, was man in der amerikanischen Politik werden kann: First Lady neben Ehemann Bill, dann Senatorin für New York und Außenministerin unter Präsident Barack Obama.

Was treibt die heute 66-Jährige an? Ist es Machtwille, brennender Ehrgeiz? Oder hat sie die Niederlage gegen Obama 2008 nicht überwunden, der sie wider aller Prognosen in einem knallharten Vorwahlrennen besiegte? Clinton ist ein politisches Tier: Natürlich weiß sie, dass sie sich nur verbrennen kann, wenn sie sich jetzt schon erklären würde. In immer neuen Variationen verschleiert sie ihre Absichten. Was sie sagt, sind geschraubte Sätze mit vielen Kommas, die etwa wie folgt klingen: „Ich werde von jeder Position aus, in der ich mich befinde, alles tun, was ich kann, um Werte und Politik zu fördern, die ich als richtig für unser Land betrachte.“ Und weiter: „Ich bin in keiner Eile. Ich halte das für eine ernste Entscheidung, die man nicht leicht fällt, aber es ist auch keine, die bald getroffen werden muss.“

Das war im September, als sie das sagte. Klarer hat sie sich seitdem nicht geäußert. Einfühlsame Journalisten sind schon dazu übergegangen, ihr die K-Frage gar nicht mehr zu stellen. Dabei läuft die Wahlkampfmaschine schon längst auf vollen Touren. „Ready for Hillary“ nennt sich das hoch professionelle Unterstützerkomitee, das bereits im Januar 2013 aus der Taufe gehoben wurde. Dann gibt es „Priorities USA Action“, eine der mächtigsten Spendensammel-Organisationen, die sich kürzlich auf die Seite der Noch-nicht-ganz-Kandidatin schlug.

Sie bietet reichlich Angriffsflächen

Kampfbereit ist auch „Correct the Record“, eine Gruppierung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kritik gegen Clinton schon im Vorfeld des Wahlkampfes abzuschmettern. Originalton: „Bis zur nächsten Präsidentenwahl sind es noch drei Jahre, aber die schonungslosen Attacken der Republikaner wenden sich bereits gegen Hillary Clinton.“ Die Online-Zeitung „Politico“ hat für die Tätigkeiten des Cinton-Netzwerkes ein neues Wort geprägt: „Shadow Campain“ - Schattenwahlkampf.

Medial ist das Thema Clinton ein Selbstläufer, die Strickmuster der Story sind so ganz nach dem Herzen der Branche: Einfach zu verstehen, hochpersonalisiert und menschlich-allzumenschlich – zudem gibt es unbegrenzt Raum zu Spekulationen. Selbst Clintons neue Pony-Frisur wird medial verwertet, ebenso wie das Bekenntnis vor den Autohändlern, dass sie 1996 zum letzten Mal selbst Auto gefahren sei.

Dabei ist alles Déjà-vu: Schon lange vor den Vorwahlen 2008 hatten flinke Auguren die These in die Welt gesetzt, die Ex-First-Lady sei nicht mehr zu schlagen. Bis ein noch weitgehend unbekannter Afroamerikaner namens Obama aus der Versenkung stieg. Was ihre Fans gerne übersehen: Angriffsflächen für Kritik bietet Clinton reichlich – auch in den eigenen Reihen. „Sie zieht einfach die Luft aus dem Raum, so dass kein anderer atmen kann“, meint eine demokratisch gesinnte Frau aus Rockville vor den Toren Washingtons.

Tatsächlich tut sich etwa Vize-Präsident Joe Biden, dem ebenfalls Ambitionen nachgesagt werden, recht schwer, sich zu profilieren. Eher linke Kräfte im Lager der Demokraten empfinden Clinton als zu hart und zu kalt. So hat sie beispielsweise 2003 für den Einmarsch der Amerikaner in den Irak gestimmt. Vor allem in Militärfragen gilt sie als „hawkish“, als Falke. Der Blick zurück auf den Vorwahlkampf 2008 lässt weitere Zweifel aufkommen. Es war nicht zuletzt die allzugroße Siegessicherheit, die ihr damals das Genick brach. Auch seinerzeit war alles von langer Hand vorbereitet, und ihre PR-Leute vermittelten den Eindruck, als könnte nichts mehr schiefgehen. Zeitweise schien es, als meldeten Hillary und Bill Clinton geradezu einen Anspruch auf Wiedereinzug ins Weiße Haus an – ein fataler Eindruck, der sich rächte. Ein weiteres Handicap: Ihr Alter. Sie wird 70, wenn sie 2017 ins Weiße Haus einzöge – kaum älter war Ronald Reagan, als er Präsident wurde.

 

 

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