Hier mischt Minister Cool
NEUBURG - Er kann auch DJ: Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg legte bei einem Wahlkampfauftritt auch Musik auf - von AC/DC bis Lady Gaga
Am Mischpult auf Wählerfang: Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) begibt sich im Bundestagswahlkampf auf fast jedes Terrain. In gewohnt adrettem Anzug betritt Guttenberg am Samstag gegen 19.10 Uhr die Bühne auf dem Schrannenplatz in Neuburg an der Donau, begleitet von den Klängen seiner Lieblingsband AC/DC. Rund 1000 Zuschauer bejubeln Guttenberg, der nach seiner Wahlkampfrede noch als DJ auflegt.
In seiner Rede verteidigt Guttenberg die soziale Marktwirtschaft und mahnt ein stärkeres Engagement für Mittelstand und Handwerk an. Richtig in Rage kommt er, als er über Unternehmen spricht, die durch die Krise versuchten, von eigenen Fehlern abzulenken und sich mit Steuergeldern retten ließen. Die Zuschauer klatschen und nicken zustimmend.
"Irgendwie werd ich die heut Nacht noch erobern"
Besonders groß ist der Applaus, als sich Guttenberg seine Krawatte vom Hals reißt und sagt: „Endlich kann man mal atmen.“ Als er für mehr Familienfreundlichkeit plädiert, lobt er die neben der Bühne aufgebaute Hüpfburg. „Irgendwann werd' ich die heute Nacht auch noch erobern“, scherzt Guttenberg und seine Anhänger johlen.
Lange bevor „KT“, wie ihn die CSU-Anhänger ganz vertraut nennen, nach Neuburg kommt, verteilen die Organisatoren der Jungen Union (JU) Bayern Aufkleber und T-Shirts mit dem Konterfei des 37-Jährigen. Innerhalb von zehn Minuten sind die T-Shirts vergriffen, auch die Transparente mit „KT“ und „Aufbruch“ sind bald verteilt. Auf anderen steht „Yes JU can“ in Anspielung auf die Kampagne des US-Präsidenten Barack Obama.
DJ KT spielt auch Lady Gaga
Mit Handy- und Digitalkameras schießen die Menschen aus der Menge Bilder von Guttenberg. Der eigentliche Spitzenkandidat der CSU, Peter Ramsauer, lächelt nur im Kleinformat von der Heckscheibe eines Wahlkampfbusses in einer Seitenstraße. Alles ist auf „KT“ ausgerichtet. Nach seiner Rede skandieren die Zuschauer seinen Namen.
Guttenbergs anschließender DJ-Auftritt dauert rund eine halbe Stunde, viele hätten ihn gerne länger am Mischpult erlebt. Er trägt einen großen Kopfhörer und dreht an den Reglerknöpfen. Natürlich legt er AC/DC auf, der bekennende Fan hat sich für das Lied „TNT“ entschieden. Doch auch aktuellere Hits wie „Not Fair" von Lily Allen, "Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller oder „Pokerface“ von Lady GaGa hat „DJ Guttenberg“ im Repertoire.
Er vermisst die Vinyl-Platten ein bisschen
Seine erste DJ-Erfahrung sei das nicht gewesen, bereits früher habe er aufgelegt, erzählt Guttenberg. Doch mit den CDs sei das schon etwas anderes gewesen als früher mit Vinyl. „Das hat ein bisschen gefehlt mit den Platten“, sagt Guttenberg mit Blick auf das früher übliche Drehen und Ziehen an den Scheiben.
JU-Mitglied Christian Hildenbrand ist begeistert von Guttenberg. „Er ist so sehr für seine Meinung eingetreten, dass er sogar gedroht hat zu gehen. Das hat mich sehr beeindruckt“, sagt der 19-Jährige mit Blick auf Guttenbergs Haltung zum Verkauf von Opel. Max Weis ist seit rund sechs Jahren in der JU, jemanden wie Guttenberg habe er noch nicht erlebt. „Der verkörpert einen Typ, der authentisch ist“, sagt er.
Doch nicht nur die junge Generation ist gekommen, um Guttenberg zu erleben. Zwei ältere Frauen schieben sich wie Teenies durch die Menge nach vorne, um dem Bundeswirtschaftsminister näher zu sein. Wegen der Musik, die der 37-Jährige auflegt, seien sie allerdings nicht da. Vier Nonnen des Maria Ward Ordens mischen sich auch unter das Publikum und sammeln „KT“-Devotionalien. „Er ist eine Hoffnungspersönlichkeit“, lobt ihn eine der Schwestern.