Heiße Endphase in Kopenhagen: Dicke Luft am Klimagipfel

KOPENHAGEN - Entwicklungsländer wollen sich nicht mehr hinhalten lassen. Zum Finale tröpfeln langsam die Polit-Promis ein.
Arnold Schwarzenegger gibt sich Mühe. „Die Staaten allein können das Klima nicht retten, Sie alle hier müssen Ihren Beitrag leisten: Wissenschaftler, Aktivisten, Provinzen und Kommunen. Auf Sie alle kommt es an", ruft er ins Plenum der Klimakonferenz in Kopenhagen.
Bisher allerdings scheitern Beamte und Diplomaten. Sie sollen ein Konzept finden, das die Staats- und Regierungschefs unterzeichnen können Doch statt weißem Rauch als Sinnbild für die Einigung gibt’s dicke Luft in Kopenhagen.
Entwicklungsländer sorgen für einen Eklat
Der Krach eskalierte am Dienstag, als die Entwicklungsländer unter der Führung Chinas kurzzeitig mit dem Auszug aus den Verhandlungen drohte. Eine Grundlage für einen Kompromiss fehlt bisher. Zwar sickerte gestern durch, dass es einen Entwurf für eine Schlusserklärung gebe - allerdings fehlen darin konkrete Zahlen. Versprochen werden langfristige Verpflichtungen der Industriestaaten und Anstrengungen der Schwellen- und Entwicklungsländer.
„Es wird kein rechtlich verbindliches Abkommen geben“, sagte Dänemarks Umweltministerin Lykke Friis. Allerdings arbeite man „hart an einem politischen Abkommen“. Wenn alle unterschreiben sei das „ein Erfolg. Das hat man noch nie gehabt.“
Kopenhagen wartet auf das Eintreffen der Prominenz. Als erstes Staatsoberhaupt kam gestern der Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed - ein ambitionierter Klimaschützer, der um das Überleben seiner Inselgruppe kämpft.
Von den eigentlichen Plänen ist längst nicht mehr die Rede
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Barack Obama und Co. müssen bis Freitag die Positionen von 192 Ländern auf eine Linie bringen. Eigentlich wollte man in Kopenhagen das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll neu verhandeln, aber davon ist längst nicht mehr die Rede.
„Wenn man beobachtet, wie zum Beispiel China und die USA miteinander verhandeln, hat man den Eindruck, dass denen der Ernst der Lage nicht bewusst ist", sagt Oliver Klatt, 21, der für die „deutsche Jugenddelegation“ in Kopengagen ist. „Das ist wie eine Pokerrunde: Keiner will sein Gesicht verlieren, jeder als großer Gewinner dastehen."
Die Afrikanische Union blockierte stundenlang die Verhandlungen, weil sie sich nicht ernst genommen fühlt. Die Afrikaner fordern von den Industrieländern Milliardenhilfen beim Klimawandel. Die lehnen das zwar nicht ab, wollen diese Unterstützung aber an die Entwicklungshilfe anrechnen. Das stößt auf massive Kritik von Entwicklungs-Organisationen.
Auch Deutschland in ERklärungsnot
Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) forderte vor allem von den USA und China, jetzt mehr Zugeständnisse zu machen. Vor der Ankunft von Bundeskanzlerin Angela Merkel kommt aber auch Deutschland in Erklärungsnot. Wissenschaftler und Aktivisten beschuldigen Merkel, beim Klimaschutz auf die Bremse zu treten.
Und die Klimaberater der Bundesregierung rechnen vor, dass die CO2-Emissionen bis 2020 global um 40 Prozent gegenüber 1990 sinken müssten, um zu verhindern, dass die Temperatur auf der Welt um mehr als zwei Grad steigt. „Wir müssen in den nächsten fünf Jahren massiv handeln", sagt Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdamer Institut für Klimaforschung.
Raphael Geiger