Hat Seehofer noch genug Kraft für den geordneten Übergang?

Bis zur Landtagswahl 2018 will der Ministerpräsident seine Thronfolge regeln. Doch nach seinem Zusammenbruch in Bayreuth sorgen sich nicht nur Parteifreunde um die Gesundheit des 66-Jährigen.
Ralf Müller/Tobias Wolf |
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Horst Seehofer.
Horst Seehofer.

Bis zur Landtagswahl 2018 will der Ministerpräsident seine Thronfolge regeln. Doch nach seinem Zusammenbruch in Bayreuth sorgen sich nicht nur Parteifreunde um die Gesundheit des 66-Jährigen.

München Wenn ein Spitzenpolitiker unverhofft ins Krankenhaus eingeliefert wird, so bleibt dies selten folgenlos. Besonders dann nicht, wenn es sich dabei um den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer handelt, der am vergangenen Samstagabend ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es stellt sich die in diesen Fällen obligatorische Frage: „Wie krank ist Horst Seehofer wirklich?“

Der 66-Jährige selbst wird diese Frage nicht beantworten. Mentale und gar körperliche Schwächen scheinen ihm gänzlich fremd zu sein. Eingestehen wird Seehofer sie erst recht nicht. Doch sorgen sich derzeit nicht nur viele Parteifreunde um den Gesundheitszustand des CSU-Chefs.

Hintergrund der Aufregung: Bei der Eröffnungspremiere der Bayreuther Festspiele am vergangenen Samstag klagte der Ministerpräsident während der Wagner-Oper „Tristan und Isolde“ über Atemnot und Herzbeschwerden, sein Puls soll gerast haben.

In der Pause wird Seehofer dann ohne großes Aufsehen durch einen Hinterausgang aus dem Festspielhaus geführt und mit einem Notarztwagen ohne Blaulicht und Martinshorn in die Klinik gefahren. Verdacht auf Herzinfarkt.

Besorgte Freunde: „Du musst dringend mal Urlaub machen!“

Eine Nacht verbringt Seehofer auf der Intensivstation im Klinikum Bayreuth. Schon am nächsten Morgen lässt sich der 66-Jährige nach Hause fahren, um am Montag zu verkünden: „Mir geht es gut! Ich fühle mich völlig fit. Es muss sich keiner Sorgen machen. Es gibt nichts von Belang. Punkt!“

Sein Arzt Conrad Pfafferott versicherte außerdem, er hätte Seehofer „gnadenlos aus dem Verkehr gezogen“, wenn Gefahr bestanden hätte.

Die Sorge um den Ingolstädter ist dennoch groß. Laut „Bild“ fiel Vertrauten „seit Wochen auf, dass der Ministerpräsident blass aussah und Ringe unter den Augen hatte. Freunde rieten ihm: ,Du musst dringend mal Urlaub machen!’“

Bereits bei seiner China-Reise Ende des vergangenen Jahres bemerkten einige Begleiter körperliche Schwächen des Ministerpräsidenten.

Damals schrieb der „Spiegel“: „Bayerns Ministerpräsident ist einfach groggy. Schon für Jüngere ist der Weg hoch zur Mauer kein Spaziergang. Unbemerkt von den Fotografen hat sich Seehofer auf dem Weg zur Seilbahn und dann beim weiteren Aufstieg mehrmals zurückfallen lassen. Immer wieder macht er Verschnaufpausen und hält sich am Geländer fest. Damit sich niemand wundert, tut er so, als würde er die Landschaft betrachten. Seehofer befürchtet, dass er wie ein alter Mann aussieht, wenn er sich die letzten paar Stufen zur Mauer hochschleppt. Er will keine Schwäche zeigen.“

Ist Seehofer schlicht zu stolz, sich gesundheitliche Probleme einzugestehen? Der „Merkur“ etwa schreibt: „Da es sich bei der CSU intern eher um ein Wolfsrudel als um eine Schafherde handelt, weiß Seehofer: Jede eingestandene Blessur gereicht ihm zum Nachteil. Er befeuert die Nachfolge-Debatte zwar gern selbst, will aber immer die Kontrolle darüber behalten. Geraune, er sei unfit, wie es schon um den Jahreswechsel in den Zeitungen stand, schadet ihm. Kombiniert mit dem Ärger, wie schlecht es für die CSU bei Maut und Betreuungsgeld lief, kann das eine explosive Mischung ergeben.“

Sollte der CSU-Chef tatsächlich den starken Mann spielen wollen, ginge er damit ein hohes Risiko ein. Denn der Vorfall in Bayreuth ist für Seehofer ein überaus ernstes Alarmzeichen: Seit einer Herzmuskelentzündung durch eine verschleppte Grippe, die er 2002 nur knapp überlebte, gilt sein Herz als geschwächt.

Hinzu kommt, dass die letzten Wochen eine große Belastung für den 66-Jährigen waren: Harte Verhandlungen in Berlin, hoher Druck, viele Termine, massiver Ärger in Sachen Pkw-Maut, Betreuungsgeld und Asylpolitik sowie die große Hitze. Seehofer wirkte müde, abgekämpft, und sagte wiederholt Termine ab.

Sollte Seehofer wirklich angeschlagen sein, kann er sich jetzt nach dem Bayreuth-Zwischenfall und dem Ärger der letzten Wochen auf für Politikerverhältnisse recht üppige Ferien freuen. Nach einer letzten Kabinettssitzung in der kommenden Woche wird sich der CSU-Chef mit seiner Familie in sein Ferienhaus im nahen Altmühltal zurückziehen und testen, wie das Leben ohne Politik und Termine sein kann.

Anfang September dann wird sich zeigen, ob der 66-Jährige wieder fit zurückkommt oder ob sein Kronprinz oder die Kronprinzessin früher als gedacht den bayerischen Thron beerben dürfen.

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