Hasstiraden zu Ostern

El-Kaida-Chef Osama bin Laden meldet sich erneut per Tonband zu Wort – und greift just während der Osterfeiertage namentlich Papst Benedikt an. Außerdem forderte der Terroristenführer einen „Heiligen Krieg“ in Palästina.
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Papst Bendedikt XVI. bei der österlichen Fußwaschung in der Lateranbasilika
dpa Papst Bendedikt XVI. bei der österlichen Fußwaschung in der Lateranbasilika

KAIRO, ROM - El-Kaida-Chef Osama bin Laden meldet sich erneut per Tonband zu Wort – und greift just während der Osterfeiertage namentlich Papst Benedikt an. Außerdem forderte der Terroristenführer einen „Heiligen Krieg“ in Palästina.

Das ist extrem ungewöhnlich: Terroristenführer Osama bin Laden hat sich gleich zwei Mal in zwei Tagen per Tonband-Botschaft zu Wort gemeldet. Nachdem am Mittwochabend eine erste Botschaft aufgetaucht war, strahlte der arabische TV-Sender Al-Dschasira in der Nacht zu Karfreitag eine weitere Hasstirade aus.

Die Gewalt-Drohungen des El-Kaida-Chefs überschatten jetzt die Osterfeiern in Rom und im Nahen Osten: Bin Laden drohte namentlich Papst Benedikt XVI. und rief zu Anschlägen in Europa auf. Außerdem forderte er einen „Heiligen Krieg“ in Palästina.

Mohammed-Karikaturen "neuer Kreuzzug"

Anlass für die neuen Terror-Tonbänder sind offenbar die Mohammed-Karikaturen, die im Februar von dänischen Zeitungen erneut abgedruckt worden waren – aus Protest dagegen, dass Islamisten Mordpläne gegen die Zeichner gehegt hatten. Bin Laden nannte den erneuten Abdruck „einen neuen Kreuzzug“ gegen den Islam: „Der Papst spielt darin eine besondere Rolle“, so der Terrorchef. Kryptisch fügte er hinzu: „Die Antwort wird sein, was ihr seht und nicht was ihr hört.“ Übersetzt: Wir lassen Taten folgen, nicht nur Worte. Ganz Europa werde die „blutige Rache“ erleben.

In Rom blieb man derweil gelassen: „Dieser Vorwurf ist völlig unbegründet“, sagte der Direktor des vatikanischen Pressesaales, Frederico Lombardi. „Der Papst hat die Mohammed-Karikaturen in der Vergangenheit stets kritisiert.“

Christliche Zentren als Terrorziele?

In Geheimdienstkreisen gelten christliche Zentren wie zum Beispiel der Petersdom aber schon länger als potenzielles Terrorziel, erst Recht an christlichen Feiertagen. So planten algerische Terroristen bereits ein Jahr vor dem 11. September einen Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt.

Bin Laden sprach aber nicht nur über die Mohammed-Karikaturen, sondern auch über den Nahost-Friedensprozess und dessen Unterstützung durch arabische Staaten: „Palästina kann nicht durch Verhandlungen und Dialog wiedererlangt werden, sondern mit Feuer und Eisen.“ Alle Palästinenser, die nicht in Jerusalem kämpfen könnten, sollten in den Irak gehen.

In der ausgestrahlten TV-Botschaft ist Bin Laden selbst nur zu hören, lediglich ein Standbild zeigt ihn mit einem Sturmgewehr, außerdem ist eine Landkarte Europas abgebildet, die von einem blutigen Speer durchbohrt wird. Nach Ansicht des Weißen Hauses ist das Band echt: „Die Geheimdienste haben das Band analysiert. Sie glauben, dass das seine Stimme ist“, sagte US-Regierungssprecherin Dana Perino. „Das würde bedeuten, dass – nach allem was wir wissen – er weiterhin am Leben ist.“ Dass sich Bin Laden auf die neu abgedruckten Mohammed-Karikaturen bezieht, legt nach Ansicht der Experten außerdem nahe, dass die Botschaft aktuell ist und nicht etwa schon vor einem Jahr aufgenommen wurde. „Ihr habt es in eurem Unglauben übertrieben, indem ihr diese beleidigenden Zeichnungen veröffentlicht habt“, sagte der El-Kaida-Anführer.

"Keine Hinweise auf Anschläge in Deutschland"

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) sieht für Deutschland aber keine höhere Terrorgefahr als sonst: „Für uns ist von besonderem Interesse, dass Deutschland nicht genannt wird“, sagte er. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann warnte vor Panikmache. Es gebe keine Hinweise auf Anschläge gegen Kirchen in Bayern oder gegen den Geburtsort des Papstes in Marktl am Inn. „Es gibt keinen Grund, das Osterfest in besonderer Besorgnis zu begehen“, sagte er.

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