Haseloff stoppt Erhöhung des Rundfunkbeitrags

Seit Wochen streitet die Koalition in Sachsen-Anhalt um die Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Deutschland - und konnte sich trotz zahlreicher Krisentreffen nicht einigen. Jetzt hat Ministerpräsident Haseloff eine Entscheidung getroffen.
dpa |
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Ministerpräsident Reiner Haseloff bei einer Pressekonferenz nach der Koalitionssitzung in Magdeburg.
Ministerpräsident Reiner Haseloff bei einer Pressekonferenz nach der Koalitionssitzung in Magdeburg. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa
Magdeburg

Sachsen-Anhalt blockiert die Erhöhung des Rundfunkbeitrags in Deutschland. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) habe den Gesetzentwurf zum entsprechenden Staatsvertrag vor der entscheidenden Abstimmung im Landtag zurückgenommen, teilte die Staatskanzlei mit.

Damit erübrige sich die weitere Befassung mit dem Entwurf im Parlament. Faktisch bedeutet das eine Blockade der geplanten Beitragsanpassung. Stimmen nicht alle Landesparlamente dem Vorhaben bis Jahresende zu, ist es gekippt.

Haseloff entschied damit nach wochenlangen existenziellen Streitigkeiten der Koalition doch selbst. Die Fraktionen von CDU, SPD und Grünen hätten mitgeteilt, dass es unterschiedliche Auffassungen zum Staatsvertrag gebe, hieß es aus der Staatskanzlei. Daraus folge, dass es im Landtag keine Mehrheit für das Vorhaben gebe.

Die CDU betonte trotz zahlreicher Krisentreffen mit den Bündnispartnern ununterbrochen, dass sie auf keinen Fall einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 86 Cent auf 18,36 Euro zum 1. Januar 2021 zustimmen werde. SPD und Grüne wollten das Vorhaben aller Länder hingegen mittragen. Die CDU hätte ihr Veto auch gegen den Willen der Koalitionspartner mit den Stimmen der oppositionellen AfD durchsetzen können. Diese lehnt die Erhöhung und das System des Rundfunkbeitrags an sich ab. Eine gemeinsame Abstimmung seiner CDU mit der AfD wollte Haseloff aber auf jeden Fall vermeiden.

SPD und Grüne hatten zudem angekündigt, im Fall eines gemeinsamen CDU-AfD-Vetos keine Zukunft mehr für die seit 2016 regierende bundesweit erste Kenia-Koalition zu sehen. Diesem Szenario geht Haseloff jetzt mit seinem Schritt zunächst aus dem Weg. "Mit dieser Lösung geht die Koalition gefestigt aus der Krise hervor und wird ihre Arbeit zum Wohle des Landes bis zum Ende der Legislaturperiode fortsetzen." In Sachsen-Anhalt wird am 6. Juni 2021 gewählt.

Was jetzt mit dem höheren Rundfunkbeitrag passiert, ist offen. Es gilt als ausgemacht, dass öffentlich-rechtliche Sender vor dem Bundesverfassungsgericht die von einer unabhängigen Kommission ermittelte Erhöhung einzuklagen versuchen. Zahlreiche Ministerpräsidenten hatten in den vergangenen Tagen um Zustimmung zum Staatsvertrag aus Sachsen-Anhalt gebeten und Nachverhandlungen abgelehnt.

© dpa-infocom, dpa:201208-99-612798/4

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10 Kommentare
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  • AlWin am 09.12.2020 10:27 Uhr / Bewertung:

    Sehr gut! Jedes Unternehmen mit Finanzproblemen, muss versuchen, wirtschaftlicher zu arbeiten und/oder den Personalbestand in Frage zu stellen. Diese Zwangsabgabe schreit eh schon zum Himmel. Der Bürger muss immer tiefer in seinen Geldbeutel fassen lassen, damit man sich z.B. für die astronomische Höhe der Gehälter von Intendanten fremdschämen muss. Warum auch wird in allen dritten Programmen jede Woche, das ganze Jahr über, mindestens ein Team quer um den Globus geschickt, um uns zum 453sten Male die beinahe identischen Berichte über Land und Leute aufzutischen? Die Insel Sylt z.B. wird nach der tausendsten Sendung über sie auch dem letzten uninteressierten Seher bekannt sein. Hört auf, das Geld der Bürger zu verschleudern und macht wirklich sinnvolles und unabhängiges Fernsehen ohne Gehirnwäsche nach Vorgabe der Regierung. Dann reicht auch sicher die derzeit fließenden Milliarden.

  • Der wahre tscharlie am 09.12.2020 16:59 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AlWin

    "Zwangsabgabe"

    Wenn ich dieses Wort in dem Zusammenhang lese, stellen sich mir schon die Haare auf.
    Dieser seltsamen Logik folgend, wäre jede Gebühr, die ich für eine Dienstleistung bezahle, eine "Zwangsgebühr", da ich ja gezwungen werde, für etwas zu bezahlen.
    Das beginnt schon bei der Gebühr für eine Parkuhr, wenn ich auf einer öffentlichen Strasse parke.

    Das Jounalisten auch bezahlt werden müssen, scheint man auszublenden. Genaus neue Fernsehproduktionen. Gut, es mag ja Menschen geben, die auf endlose Wiederholungen stehen, aber dann kommt das Geschrei der Anderen, schon wieder die xte Wiederholung.

    Und wie ich schon in einem anderen Kommentar schrieb, 2013 betrug der Betrag 17,98 Euro. Also beträgt die Erhöhung zu 2013 nur 40 Cent. Das ist doch lächerlich, deshalb solch einen "Zirkus" zu veranstalten.

  • AlWin am 09.12.2020 21:53 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Wenn ich eine Dienstleistung in Anspruch nehme, will ich das und bezahle dafür. Was soll der Quatsch. Wenn ich weder Fernseher noch Rundfunkgerät habe (und ja, die gibt es wirklich), wird das zur Zwangsabgabe. Wenn ich (ihrem Beispiel nach) kein Auto zum Parken an einer Parkuhr habe, muss ich dennoch beim Betreten der Straße Geld in die Parkuhr einwerfen? Dieses Beispiel ist sowas von daneben. Ich habe immer meine Gebühren bezahlt, konnte aber früher meine Geräte anmelden und demnach auch wieder abmelden sofern sich das ergab. Und heute? Jetzt bloß nicht den PC oder das Telefon ins Spiel bringen! Haare wieder glatt streichen. Es bleibt eine Zwangsabgabe!

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