Haiders junger Erbe

WIEN/KLAGENFURT - Stefan Petzner (27) stand dem verstorbenen BZÖ-Chef nahe – aber kann er auch seine Partei führen? Jetzt entscheidet sich die Zukunft von Österreichs starker Rechter
Jetzt wird das Erbe von Jörg Haider verteilt – und, bei aller Pietät, immer lauter diskutiert, welche Zukunft die derzeit starke Rechte in Österreich ohne ihren charismatischsten Vertreter überhaupt noch hat.
Eine Schlüsselfigur ist Stefan Petzner, erst 27 Jahre alt, und Nachfolger von Haider als Parteichef des BZÖ. Seit 2004 war er der engste Vertraute von Haider, ein braungebrannter Schilehrer-Typ wie dieser. Petzner hatte Haider zutiefst verehrt. Am Wochenende war er immer wieder öffentlich in Tränen ausgebrochen, hatte bei einer Pressekonferenz mit bebender Stimme erklärt: „Er war mein Lebensmensch.“ Für ihn sei Haiders Tod der „Weltuntergang“. Weinend sagte er in die Kameras: „Jörg, wo immer du auch jetzt bist: Ich habe mit dir eine wunderbare Zeit gehabt.“
Diplomarbeit über Udo Jürgens
Die Frage ist allerdings, ob Petzner, der gerade seine Diplomarbeit über Udo Jürgens schreibt, genug Strahlkraft hat, um Haiders Partei am Leben zu halten. „Es sind sehr große Schuhe. Aber ich werde gehen, nicht fallen. Es ist meine Pflicht“, sagt er selbst.
Doch die FPÖ lockt. Bisher gibt es in Österreich zwei rechte Parteien mit einem ähnlichen Programm und nur einem großen Unterschied: Jörg Haider. Die FPÖ ist seine Ex-Partei, das BZÖ war seine aktuelle. Zusammen haben sie fast 30 Prozent. Doch eine Fusion war wegen der Person Haider ausgeschlossen (siehe Lafontaine). Das ist nun anders, und FPÖ-Chef Heinz-Christian Stache wirbt offensiv um die BZÖ-Leute: „Ich bin der wahre Erbe des Dritten Lagers.“ Das BZÖ habe nur aus der Person Haider bestanden. Die ersten FPÖ-Abgesandten sind bereits bei desorientierten BZÖ-Funktionären vorstellig geworden. Auch die ÖVP denkt schon an „Rückholaktionen“, wie man frühere Anhänger aus dem konservativen Lager, die man wegen Haider verloren hat, wiedergewinnen kann, berichtet der „Standard“.
Zu unberechenbar für die Regierung?
Ob der junge Petzner diesen Fliehkräften entgegen wirken kann, muss er noch beweisen. Sein zweites Manko: Er gehört klar zum Klagenfurter Flügel, hat in der Bundeshauptstadt Wien selbst in der eigenen BZÖ kaum Einfluss.
Und dort fallen nun die Entscheidungen: Heute finden die „Österreich-Gespräche“ aller fünf ins Parlament gewählten Parteien statt. Eine große Koalition ist dort nun noch wahrscheinlicher geworden: Einen unberechenbaren Faktor hätte die ÖVP mit der Stache-FPÖ womöglich noch akzeptiert, aber nicht auch noch die Petzner-BZÖ.
tan