Haderthauer und Merk: Seehofers Frauen fürs Grobe

MÜNCHEN - Bis vor kurzem erledigte der Regierungschef die Attacken auf die FDP noch selbst. Jetzt hält er sich vornehm zurück – und lässt zwei Kabinettsdamen los: Christine Haderthauer und Beate Merk.
Seehofer will die FDP nicht mehr selber piesacken. Nichts stinkt ihm derzeit mehr, als sein Ruf, ein Quälgeist und Krawallmacher zu sein. Nach „Wildsäuen“ und „Gurkentruppe“ versprachen sich CSU und FDP Mäßigung. Die sieht so aus: Seehofer hat das Triezen der Liberalen diskret delegiert. An seine beiden Frauen: Sozialministerin Christine Haderthauer und Justizministerin Beate Merk ledern rabiat gegen die FDP los.
Die schlägt jetzt zurück, fordert ein Machtwort für den Koalitionsfrieden. „Ich erwarte vom Regierungschef, dass er die Leute zur Ordnung ruft“, poltert Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) .
Die Harmonie in der schwarz gelben Koalition ist nicht zurückgekehrt. Weder in Berlin noch in München. Bayerns Justizministerin Beate Merk attackierte die FDP wegen der sexuellen Übergriffe in einem Feriencamp auf der Nordseeinsel Ameland. „Wenn man sich ansieht, welche Folgen der Konsum von schädlichen Videos haben kann, ist die Laissez-faire-Politik der FDP bei Kinderpornos im Netz groß fahrlässig“, sagte Merk.
Ihre Kollegin Christine Haderthauer hatte der FDP zuvor vorgeworfen, „sozialistische Familienpolitik à la Pinochet“ zu betreiben. Öffentlich rügte Seehofer sie dafür. Bundesjustizministerin und Bayerns Ober-Liberale Sabine Leutheusser-Scharrenberger rächte sich süffisant, schenkte der CSU-Politikerin eine Biographie über Pinochet, damit Haderthauer im Urlaub nachlesen könne, dass der „kein Sozialist, sondern ein chilenischer Militärdiktator war.“
Bei Beate Merk allerdings ist der Liberalen der Humor vergangen. „Substanzlosigkeit“ wirft sie der bayerischen Justizministerin vor. „Es ist doch offenkundig, dass es bei den Vorfällen auf Ameland überhaupt keinen Zusammenhang mit der FDP gibt“, so Leutheusser-Schnarrenberger zur AZ. Die CSU versuche nur krampfhaft, gegen die Liberalen zu schießen: „Das merken auch die Wähler.“
Für Seehofers Koalitionspartner in Bayern ist die Lage klar. Regierungs-Vize Zeil: „Beides sind Entgleisungen, die nicht hinnehmbar sind.“
Erst vergangene Woche hatte FDP-Generalsekretärin Miriam Gruß der CSU empfohlen, die „sommerlichen Temperaturen zu nutzen und sich geistige Abkühlung zu verschaffen“. Auch wenn der Ministerpräsident immer noch unter dem Verlust der absoluten Mehrheit leide, so könne man unter erwachsenen Menschen „mehr Stil und Umgang" untereinander erwarten.
Damals hatte Seehofer blutrünstige Fantasien mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger unter der Guillotine und ihm selbst als Henker zum Besten gegeben. FDP-Fraktionschef Thomas Hacker tobte: „Wenn diese Hitzefantasien der Auftakt zum Sommertheater gewesen sein sollten, ist Seehofer dieser Auftakt völlig misslungen." Inzwischen ist die CSU schon beim nächsten Akt. Angela Böhm