Haderthauer traut sich alles zu: Eine Frau für Bayern

Christine Haderthauer, die Ingolstädterin, hat weitergehende Ziele: Sie will Ministerpräsi- dentin werden. Dafür legt sie sich auch mit dem super-selbstbewussten Markus Söder an.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

MÜNCHEN - Christine Haderthauer, die Ingolstädterin, hat weitergehende Ziele: Sie will Ministerpräsi- dentin werden. Dafür legt sie sich auch mit dem super-selbstbewussten Markus Söder an.

Dynamit liegt in der Luft, wenn die beiden aufeinander treffen. „Frau alleine reicht halt nicht“, lästerte Bayerns Kronprinz Markus Söder (43). Jetzt funkelt Kronprinzessin Christine Haderthauer (47) mit ihren rehbraunen Augen jedesmal giftig zurück, wenn sie ihn sieht: „Mann alleine reicht schon lange nicht mehr.“ Zwischen dem Franken und der Oberbayerin ist ein brutaler Kampf um die Macht in Bayern entbrannt. Söder will im Freistaat an die Spitze. Sie auch. Das kommt Ministerpräsident Horst Seehofer in seinem Polit-Schach gerade recht: Er spielt die beiden voll gegeneinander aus. Die furchtlose Familienministerin muss den ungeduldigen Umweltminister neutralisieren. Sie prahlt: „Ich hab’ mich schon als Mannstopperin erster Klasse erwiesen.“

Als wäre es das Drehbuch für eine Seifenoper, so zelebriert Seehofer sein neuestes Machtspiel. Die unerbittliche Konkurrenz der beiden stabilisiert seine Herrschaft. Die muss er festigen, denn sein Beliebtheitsgrad bei den Bayern ist inzwischen auf gleicher Höhe wie der von SPD-Chef Florian Pronold.

Diese Woche präsentierte der Ministerpräsident Haderthauer in seiner Regierungszentrale als Frau an seiner Seite. Säuselte: „Sie sehen, die Ministerin brennt.“ Lobte: Mit frischem Wind und Dynamik sei sie die Familienpolitik in ihrem Ministerium angegangen. Ein Tiefschlag für Söder.

Der sah sich in der Thronfolge schon an der Spitze. Bis er in Ungnade fiel – wegen seiner Putschgelüste gegen Fraktionschef Georg Schmid. Die schreckten auch Seehofer auf. Hätte Söder die Macht in der Fraktion übernommen, wäre er spätestens in zwei Jahren auch auf den Bayern-Thron vorgerückt. Mit der Männerfreundschaft ist’s nun nicht mehr weit her.

Jetzt stichelt Seehofer gegen seinen Ex-Liebling: „Umweltpolitik ist nicht nur der Donauausbau.“ Oder: „Markus, ich warte jeden Tag auf deine guten Vorschläge.“ Sein Haus hat Söder öffentlichkeitswirksam in Lebensministerium umgetauft, mit einem Lebensbaum als Logo. Den trägt er am Revers, als wär’s der bayerische Verdienstorden.

Haderthauer bot sofort Paroli, rief sich als „Zukunftsministerin“ aus. Weil in ihrem Ressort der Mensch im Mittelpunkt stehe. Flugs verkündete sie den CSU-Ministern, sie gebe jetzt den Ton an. Alle müssten sich nach ihrem Ministerium richten.

„Söder ist vielleicht länger als ich, aber ich bin schlauer“, lästert die 1,78 Meter große Ingolstädterin ab. Ihr Super- Selbstbewusstsein macht den Männern Angst, auch wenn die mutig analysieren, es sei ihre Unsicherheit, die sie dahinter verberge. „Im Kabinett hat sie das frechste Maul“, sagt einer aus der Regierungsmannschaft bewundernd. Während ihre Herren Kollegen unterwürfigst den Kopf einziehen, macht sie nicht mal vor dem Ministerpräsidenten halt. „Ich bin nicht obrigkeitshörig“, versichert die studierte Fachanwältin für Arbeitsrecht. „Ich hab’ noch nie in meinem Leben meinen Mund gehalten. Ich war auch noch nie beleidigt.“ Bei Männern sei das ja ganz anders. „Ich hab’ noch nie so viele beleidigte Männer gesehen wie in der Politik.“

Söder war auch beleidigt. Als sie vor zwei Jahren als Generalsekretärin seine Nachfolgerin wurde. Da sprudelte es aus ihr heraus: „Ich will Botschafterin sein und nicht Lautsprecher.“ Umgehend kam heraus, dass man sie in der Landesleitung „Fury“ nenne, wegen ihres zahnigen Lächelns oder: „Sekretärin“. Als Seehofer sie fast aus dem Kabinett werfen wollte, weil sie an der CSU-Ikone Franz Josef Strauß kratzte, lästerte Strauß-Intimus Wilfried Scharnagl: „Das Mädchen hat eine ganz fatale Neigung zu dummschwätzerischen Bemerkungen.“

Das alles hinterließ bei ihr doch ein paar Kerben. „So ist halt der Umgang mit starken Frauen“, schießt sie zurück. „Die werden als Mutti oder Mädchen verunglimpft.“ „Mutti“, sagt Seehofer, wenn er von Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht.

Als Generalin war Haderthauer nach einem Jahr wieder ganz unten, musste nach dem Wahldesaster zurücktreten. Im Kabinett kam Seehofer aber nicht an ihr vorbei. In der CSU füllt die Mutter zweier Kinder, die eine Anwaltskanzlei aufbaute, ein Vakuum. Sie ist der Prototyp einer wertkonservativen modernen Frau, die Familie und Beruf unter einen Hut bringt und auch noch den Spagat schafft, die Herdprämie zu verteidigen.

„Ich bin extrem unfrustrierbar“, beschreibt sie ihre Stärken. Dafür habe sie schon zu viel erlebt. Als sie 15 war, starb ihr Vater. „Das hat mich sehr mitgenommen. Als älteste von drei Schwestern sah ich mich plötzlich als Familienoberhaupt.“ Im Jurastudium wurde sie ungewollt schwanger. Ihr erstes Examen schrieb sie mit kugelrundem Bauch zehn Tage vor der Geburt ihrer Tochter Christina. Danach, bei der mündlichen Prüfung, fragte sie der Professor: „Was wollen Sie? Sie haben doch gerade entbunden. Da bleiben Sie doch eh daheim.“ „Da hätte ich ihm beinahe eine Watschen gegeben“, schäumt Haderthauer noch heute. Und gesteht: „In diesem Moment bin ich zu einer Emanze geworden.“ Ein Wort, das in der CSU bisher des Teufels war.

Ob Bayern reif für eine Frau ist?„Der Söder kann nicht Ministerpräsident werden“, ist sie gleich wieder bei ihrem Lieblingsfeind. Weil Karl-Theodor zu Guttenberg schon als CSU-Chef gesetzt sei. Einen zweiten Franken vertrage die Partei nicht. Aber verträgt die CSU eine Bayern-Königin? „Was Männer können, können Frauen auch!“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Ich bin Oberbayerin.“ Das ist Horst Seehofer auch.

Angela Böhm

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.