Haderthauer, Söder, Aigner: Die neuen Machtverhältnisse

Nachfolger-Debatte überrascht Seehofer.  AZ erklärt die neuen Machtverhältnisse
von  Angela Böhm

Die Nachfolger-Debatte überrascht  Ministerpräsident Horst Seehofer. Die AZ erklärt die neuen Machtverhältnisse und stellt die Thronfolge-Anwärter vor

BAD STAFFELSTEIN Es ist ein besonderer Ort, den sich Horst Seehofer für seine Inszenierung ausgesucht hat. Im prunkvollen, barocken Kaisersaal von Kloster Banz wird er heute den CSU-Abgeordneten endlich seine Entscheidung verkünden, die eh jeder erwartet: Er will 2013 Ministerpräsident werden – und in die Geschichte eingehen. Als der, der die schwarze Alleinherrschaft zurückerobert hat.

Das Feld bereitet ihm Meinungsforscher Helmut Jung (GMS). Er sieht die CSU zwischen 46 und 47 Prozent und propagiert in Banz, sie stehe wieder „an der Schwelle zur absoluten Mehrheit.”
Gerade das aber wollen die Bayern nicht. An erster Stelle stehe bei ihnen eine „Große Koalition”, informiert er Seehofer. An zweiter ein Regierungsbündnis mit den Freien Wählern. Danach erst eine Alleinregierung. Wechselstimmung gebe es keine: Rot-Grün und Freie Wähler stehen in der Wählergunst am Schluss.

Seehofer sonnt sich unterdessen in seinem Coup mit Ilse Aigner. Die Zahlen sind gut, die Gegner zerstritten. Auch wenn er nicht erwartet hatte, dass er mit der Abkommandierung der Bundesverbraucherministerin eine solch massive Nachfolge-Debatte auslöst. An Machtübergabe denkt er nicht im geringsten. Er will seinen Triumph auskosten und bis 2018 regieren.

Mit Aigner aber ordnet Seehofer die Machtverhältnisse neu. Bei ihr fühlt er sich stark genug, um sie im Zaum zu halten. Die Oberbayerin soll ihm als Chefin des größten und mächtigsten CSU-Bezirksverbands nicht nur zum Wahlsieg verhelfen, sondern Finanzminister Markus Söder und Sozialministerin Christine Haderthauer neutralisieren. Die beiden würden jede Schwäche nutzen, um selbst an die Macht zu gelangen. Noch belauern sie sich gegenseitig, zählen sogar die Facebook-Freunde des anderen. Damit sie sich aber nicht doch einmal verbünden, wie Günther Beckstein und Erwin Huber, die zuvor auch tief verfeindet waren, dafür soll nun „die Ilse” mit ihren scharfen Ellenbogen sorgen.

Euphorie, wie Karl-Theodor zu Guttenberg, der als einziger Seehofer gefährlich werden hätte können, löst auch sie nicht aus. Die AZ erklärt, was Seehofers neue Nummer 2 von ihren Konkurrenten unterscheidet. 

Christine Haderthauer - Die Superwoman:

Sie hat den unbedingten Willen zur Macht. Gerade das aber macht vielen in der CSU Angst. Christine Haderthauer ist zu gescheit, zu forsch, zu stark, zu modern. Unverfroren fährt sie den Männern über den Mund. Macht vor keinem Halt. Polarisiert. Haderthauer kann neue Wählerschichten erschließen. Auch wenn sie durch und durch konservativ ist. Sie hat alles zu bieten: zwei Kinder aufgezogen, eine eigene Rechtsanwaltskanzlei aufgebaut. Nur der Stallgeruch fehlt. Sie ist Quereinsteigerin und erst seit 2002 aktiv – das zählt.

Markus Söder - Der Mann für all Fälle:

Er hat Ausdauer, ist mit allen Wassern gewaschen: Markus Söder hat schon Karl-Theodor zu Guttenberg überstanden. Als der wie ein Komet aufstieg, gab keiner mehr einen Pfifferling auf ihn. Söder weiß: Politik ist kurzlebig. Zwar hat Aigner keinen Doktor, den man durchleuchten könnte. Was aber, wenn vor der Wahl ein Lebensmittelskandal die Nation erschüttert, die Ministerin aber längst auf Abruf ist? Aigner ist ein Rückschlag für ihn. In der CSU liegt die Betonung wieder auf Oberbayern: Die krönen keinen Franken mehr.

Ilse Aigner - Everybody's Darling

Dirndl, Kühe, Alpenleuchten: Keine verkörpert das CSU-Bayerntum so schön wie Ilse Aigner. „Herz, Heimat, Hightech“, lautet ihr neuer Schlachtruf. Sie bedient die Stammwähler, wurde von der Strauß-Tochter und Stoiber protegiert. Ging’s um die Macht, musste die 47-Jährige angeschoben, an die Spitze der Oberbayern gar hingeschoben werden. Nur bei der Verhinderung Haderthauers als Finanzministerin entwickelte sie Eigendynamik. In Berlin gilt sie als „Ankündigungsministerin“. Ihre Stärke ist Schafkopfen – das lieben die CSUler an ihr.

 

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