Haderthauer: Gewerkschaften aus der Zeit gefallen

"Kein Durchblick", "Griff in die Mottenkiste" - Bayerns Arbeitsministerin Christine Haderthauer (CSU) hat die Gewerkschaften wegen deren Mindestlohn-Forderungen zum 1. Mai heftig attackiert.
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Bayerns Integrationsministerin Christine Haderthauer (CSU): Mit nur einem Fünftel weiblicher Mitglieder  ist die CSU die männerlastigste der im Bundestag vertretenen Parteien
dpa Bayerns Integrationsministerin Christine Haderthauer (CSU): Mit nur einem Fünftel weiblicher Mitglieder ist die CSU die männerlastigste der im Bundestag vertretenen Parteien

MÜNCHEN - "Kein Durchblick", "Griff in die Mottenkiste" - Bayerns Arbeitsministerin Christine Haderthauer (CSU) hat die Gewerkschaften wegen deren Mindestlohn-Forderungen zum 1. Mai heftig attackiert.

„Einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn kann nur jemand fordern, der – ehrlich gesagt – keinen Durchblick hat, was die Zusammenhänge auf dem Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft angeht“, sagte Haderthauer am Freitag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in München. Sie warf den Arbeitnehmervertretungen einen „Griff in die Mottenkiste“ vor. Wer flächendeckend Mindestlöhne per Gesetz fordere, sei „einfach aus der Zeit gefallen“ und befinde sich auf dem Weg geradewegs in die Sackgasse.

Zugleich warf Haderthauer den Gewerkschaften vor, in anderen Bereichen keine Lösungen anzubieten. „Es gibt Themen, die wir dringend angehen müssen, und da versagen die Gewerkschaften – sie ziehen sich immer nur auf die Marotte Mindestlohn zurück.“ Als Beispiele nannte sie die Debatten über eine altersgerechte Arbeitswelt oder über „echte Familienfreundlichkeit“ in Betrieben.

Haderthauer warnte, gesetzliche Mindestlöhne würden Arbeitsplätze vernichten. „Wenn wir das gesetzlich regeln, dann verliert so manche Friseurin sofort ihre Arbeitsstelle. Denn bei höheren Löhnen wird vielen Inhabern von Friseursalons nichts anderes übrig bleiben, als weniger Friseure zu beschäftigen“, erklärte die Ministerin. „Erst wenn die Verbraucher bereit sind, angemessene Löhne auch "einzukaufen", also durch ihr Konsumverhalten zu ermöglichen, werden wir diese bekommen.“

Haderthauer forderte Unternehmen auf, gezielt mit einer fairen Bezahlung ihrer Mitarbeiter zu werben – „beispielsweise damit, dass sie übertariflich zahlen oder dass sie keine schlechter bezahlten Leiharbeiter beschäftigen oder dass sie ausbilden“. „Damit kann man werben wie mit eingehaltenen Öko-Standards, und ich bin sicher, dass so manchem Verbraucher dann mehr als derzeit bewusst wird, dass allein er es in der Hand hat, welche Unternehmen sich am Markt durchsetzen und welche nicht“, erklärte sie.

Die Ministerin verteidigte zudem die von den Gewerkschaften kritisierte Zunahme geringfügiger Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit- und Leiharbeit. „Die Gewerkschaften haben noch nicht erkannt, dass die Zeiten vorbei sind, wo jemand einen Beruf erlernt und diesen dann 40 Jahre ausübt.“ Auch die Verbraucher seien heute viel flexibler, kauften mal im Internet, mal im Ausland und dann wieder beim Händler um die Ecke ein. Und das wirke sich eben auch auf die Arbeitswelt aus. Es könne nicht mehr überall mit unbefristeten Arbeitsstellen gearbeitet werden. Mit Teilzeit- und Leiharbeit sei es aber gelungen, Menschen überhaupt wieder in Arbeit zu bekommen. (dpa)

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