Habemus noch einen - Marx wird Kardinal
MÜNCHEN - Der streitbare Intellektuelle zieht in den exklusivsten Zirkel der katholischen Kirche ein. Nach Friedrich Wetter wird Erzbischof Reinhard Marx Münchens zweiter Kardinal. Im November wird in Rom gefeiert
Jetzt gehört Reinhard Marx (57) zu den „Kronprinzen“ der katholischen Kirche: Denn am Mittwoch wurde bekannt, dass der Münchner Erzbischof von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal ernannt wird. Damit gehört der streitbare Intellektuelle nach dem Papst zu den höchsten Würdenträgern und zum exclusivsten Zirkel der katholischen Kirche. Denn aus den Reihen der Kardinäle wird traditionell der Papst gewählt. Kronprinzen eben, die in ihrem Ehrenamt die Ehrenfarbe Purpurrot tragen dürfen.
Damit hat München zwei Kardinäle: Denn sein Vorgänger Friedrich Wetter behält auch im Ruhestand seinen Ehrentitel Kardinal. Der Unterschied: Mit 82 Jahren darf Wetter nicht mehr an einer Papstwahl teilnehmen. Die Grenze liegt bei 80 Jahren.
Im November 2007 wurde Reinhard Marx zum Erzbischof von München und Freising ernannt. München hat in der katholischen Kirche eine besondere Stellung. Nicht von ungefähr sind alle Münchner Erzbischöfe seit 1914 auch Kardinal geworden – Marx ist der Zehnte. „Damit unterstreicht der Papst seine Verbundenheit mit seinem Heimatbistum, dem er selber fast fünf Jahre vorgestanden hat“, sagte Marx gestern. Die Beförderung sei eine „große Ehre“ und „große Herausforderung“.
Der Konservative hat sich in der Kirche nicht nur Freunde gemacht. Zum Beispiel bei seinem scharfen Vorgehen gegen Bischof Walter Mixa oder das Kloster Ettal. So sagte er gestern: „Die Erschütterungen der letzten Monate müssen Ausgangspunkt einer geistlichen Vertiefung unseres Glaubens und eines neuen Mutes zur Evangelisierung nach innen und nach außen werden.“
Marx (57) gilt als einer der profiliertesten Sozialethiker in der katholischen Kirche Deutschlands. Er sei ein „wortgewaltiger Anwalt und Fürsprecher der Schwachen“, sagte einmal Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU). „Das Kapital“ heißt sein jüngstes Buch – wie der berühmte Buchtitel seines Namensvetters Karl Marx. Sein Credo: Die Ökonomie ist für den Menschen da, nicht umgekehrt. Kirchenpolitisch gehört er eher zu den Hardlinern.
Marx ist aber auch ein kommunikativ-barocker Mensch, der einer guten Zigarre, gutem Essen und einem gepflegten Glas Wein nicht abgeneigt ist.
Mit Reinhard Marx hat der Papst gestern 24 neue Kardinäle aus 24 Ländern ernannt. Dabei auch der Bamberger Diözesanpriester Walter Brandmüller. Mit 81 Jahren ist er aber nicht mehr Papstwahlberechtigt. Es gibt jetzt 121 wahlberechtigte Kardinäle. Am 20. November ist im Vatikan die feierliche Ernennung.
Die Ernennung zum Kardinal ist die höchste Ehre, die ein Papst zu vergeben hat. Denn die Kardinäle sind seine wichtigsten Berater, und allein der Papst entscheidet, wer es wird. Willi Bock
Vom Priester bis zum Papst
Die katholischen Kirche hat eine strenge Hierarchie von Weiheämtern und Titeln. Ein Überblick:
Der unterste ist der Diakon: Ein Priesteranwärter, der die erste Weihe hat.
Nach der Priesterweihe wird man in der Regel Kaplan oder Pfarrvikar.
Darüber der Pfarrer, der eine Gemeinde führt.
Dekan oder Dechant ist der Vorsteher eines Dekanats, ein Zusammenschluss vieler Gemeinden.
Danach kommt der Bischof, der wieder geweiht wird. Er hat als erster festgelegte Insignien: violette Schärpe, Mitra, Ring und Stab. Ihm zur Seite stehen Weihbischöfe (in München gibt es drei für die Regionen München, Nord und Süd)
Der Kardinal ist eine Ehrenernennung. Seine Farbe ist purpur.
Der Oberhirte ist der Papst: Ganz in Weiß.