Guttenbergs Vater hofft auf Wiederherstellung der Familienehre

Dem Vater von Karl-Theodor zu Guttenberg macht die Plagiatsaffäre seines Sohnes immer noch zu schaffen.
Hamburg - Ein halbes Jahr nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers berichtete Enoch zu Guttenberg in der ARD-Sendung „Beckmann“ bewegt, die Identität seiner Familie sei die Glaubwürdigkeit – „aus der haben wir gelebt“. Er sage „gleichzeitig, dass es an meinem Sohn ist, diese Glaubwürdigkeit – wie auch immer – wiederherzustellen“.
Der 65-Jährige fügte am Donnerstagabend hinzu, dies werde hoffentlich gelingen. Der Dirigent ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass sein Sohn trotz der Sorge um die Familienehre auf ihn zählen kann: „Ich werde immer meine Kinder lieben, egal was passiert, und zu ihnen stehen.“
Karl-Theodor zu Guttenberg war Anfang März vom Amt des Verteidigungsministers zurückgetreten. Nach Ansicht der Universität Bayreuth hat er in seiner Dissertation vorsätzlich abgeschrieben. Die CSU hofft jedoch, dass ihr einstiger Star irgendwann zurückkehren wird. Zwtl.: Vorwürfe an die Medien Enoch zu Guttenberg richtete schwere Vorwürfe an die Medien: „Journalisten haben einfach bei uns mehrfach Hausfriedensbruch begangen.“ Und damit nicht genug: Es sei versucht worden, Mitarbeiter von ihm „mit 25.000 Euro zu bestechen“.
Das Ziel: „Dinge aus unserer Familie zu erfahren, die es gar nicht gibt.“ Beim Thema Medienschelte bekam der 65-Jährige Unterstützung von einem anderen Gast bei „Beckmann“: Der frühere SPD-Vorsitzende Björn Engholm erzählte: „Wir haben das in abgeschwächter Form zu dem Zeitpunkt meines Rücktritts natürlich auch erlebt.“ Seine Familie sei unter „immense Bedrückung“ gekommen.
Bei Engholm, der ebenfalls einmal Hoffnungsträger seiner Partei war, hatte eine Falschaussage vor dem Kieler Untersuchungsausschuss zur sogenannten Barschel-Affäre das Karriere-Aus bedeutet. Er begründete seinen Rücktritt im Mai 2003 damit, dass seine politische Glaubwürdigkeit infrage gestellt worden sei. Im ARD-Fernsehen verneinte Engholm nun die Frage, ob er jemals an eine Rückkehr in die Politik gedacht habe.
Er halte das „mit den Boxern: Hast du eins richtig auf die Nase bekommen – never come back“. Anschließend sagte Engholm sanft zu Enoch zu Guttenberg: „Das wäre auch die vernünftige Perspektive für Ihren Sohn – jedenfalls für eine längere Strecke.“ Als „völlig legitim“ verteidigte der frühere SPD-Chef die Medienkritik bis zum Rücktritt des Verteidigungsministers. Mit Blick auf die lange Zeit sehr positive Berichterstattung über den Adeligen fügte Engholm hinzu: „Wer gelernt hat, und das hat er sicher, mit den Wölfen zu heulen, der muss wissen, dass die Wölfe gelegentlich auch bösartig sind.“
Noch klarere Worte zur Plagiatsaffäre fand der dritte Gast in der Sendung, Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Bei solchen Skandalen gebe es „kein Pardon“. Schließlich gehe es „um viel: um Wissenschaft und Glaubwürdigkeit“. An einen eigenen Rücktritt für den Fall, dass das umstrittene Bahnprojekt „Stuttgart 21“ entgegen den Hoffnungen vieler Grünen-Wähler gebaut wird, denkt Kretschmann jedoch nicht. Hier gibt es für den Ministerpräsidenten kein Glaubwürdigkeitsproblem, weil die Entscheidung in einer Volksabstimmung fallen wird. Dies bedeute: „Natürlich muss ich mich daran halten.“