Guttenberg zieht Tornados aus Afghanistan ab
BERLIN - Berlin (dpa) - Nach dreieinhalb Jahren wird der einst höchst umstrittene Einsatz der deutschen Tornado-Aufklärungsflugzeuge in Afghanistan beendet. Der Abzug der Tornados war vom Kommandeur der internationalen Schutztruppe ISAF, US-General David Petraeus, gefordert worden.
Nach dem Abzug der sechs Tornados werden die Bundeswehrkräfte für die Ausbildung der afghanischen Armee um 90 Soldaten aufgestockt. Das geht nach dpa-Informationen aus einer schriftlichen Unterrichtung von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) an die Obleute des Verteidigungsausschusses hervor. In dem Schreiben heißt es, dass die Tornados «zur konkreten Umsetzung des Kernauftrags Aufbau und Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte ... nicht mehr vordringlich» seien.
Die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte wurde Anfang des Jahres mit der Mandatsverlängerung durch den Bundestag zur Kernaufgabe der Bundeswehr im Norden Afghanistans erklärt. Seit Anfang August ist ein erstes Ausbildungs- und Schutzbataillon mit rund 640 Soldaten in Kundus im Einsatz. Es soll die Ausbildung in die Fläche ausweiten und zieht gemeinsam mit afghanischen Soldaten auch in Kampfeinsätze. Ein zweites Bataillon wird derzeit in Masar-i- Scharif aufgebaut und soll Ende Oktober in Dienst gestellt werden.
Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hat sich bereits für ein solches Vorgehen ausgesprochen. «Freiwerdende Kapazitäten und Spielräume sollten genutzt werden, um unsere Ausbildungskapazitäten zu stärken», sagte er noch vor Bekanntwerden der Abzugsentscheidung in New York. «Das entspricht dem von der Bundesregierung beschlossenen Afghanistan-Konzept. Denn Ausbildung ist die Voraussetzung, damit eine selbsttragende Sicherheit entsteht und die Übergabe der Sicherheitsverantwortung möglich wird.»
Die Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte ist inzwischen die Kernaufgabe der Bundeswehr im Norden Afghanistans. Seit Anfang August ist ein erstes Ausbildungs- und Schutzbataillon mit rund 640 Soldaten in Kundus im Einsatz. Es soll die Ausbildung in die Fläche ausweiten und zieht gemeinsam mit afghanischen Soldaten auch in Kampfeinsätze. Ein zweites Bataillon wird derzeit in Masar-i-Scharif aufgebaut und soll Ende Oktober in Dienst gestellt werden.
Ein ursprünglich für den deutschen Zuständigkeitsbereich vorgesehenes drittes Bataillon sollten eigentlich die skandinavischen Länder stellen. Dazu kam es aber nie. Auch mit den 90 freiwerdenden Bundeswehrsoldaten kann die Lücke bei weitem nicht geschlossen werden. Petraeus hat vor diesem Hintergrund von Guttenberg verlangt, auch die für Afghanistan vorgesehene Reserve von 350 Soldaten nach Afghanistan zu schicken. Laut Bundestagsmandat kann sie allerdings nur zeitlich befristet und zweckgebunden eingesetzt werden.
Das reguläre Bundeswehrkontingent für Afghanistan hat eine Obergrenze von 5000 Soldaten. Nach dem letzten Stand von vergangener Woche waren 4725 deutsche Soldaten am Hindukusch im Einsatz.
Der Tornado ist ein zweisitziges Kampfflugzeug, das in den 70er Jahren von Großbritannien, Italien und Deutschland entwickelt wurde. In Afghanistan wird seit April 2007 die «Recce»-Version (Reconnaissance) zur Aufklärung und Überwachung eingesetzt. Sie verfügt über zwei optische Kameras und einen Infrarotsensor. Dieser Sensor kann selbst geringste Temperaturunterschiede erfassen. Mit Hilfe dieser Technik sollten in Afghanistan Taliban-Stellungen aufgespürt werden.
Die Tornado-Mission war ursprünglich höchst umstritten. Kritiker befürchteten, dass die Aufnahmen der deutschen Flieger für Bombenangriffe amerikanischer oder britischer Kampfflieger genutzt werden könnten. Schon im ersten halben Jahr absolvierten die Bundeswehr-Tornados rund 500 Aufklärungsflüge und machten pro Flug etwa zehn Aufnahmen.
dpa