Guttenberg unter Druck: „Bemerkenswerte Ahnungslosigkeit“

Guttenberg greift seine Kritiker frontal an. Doch ein weiterer Todesfall auf der Gorch Fock muss geklärt werden: Am 3. September 2008 war die 18-jährige Jenny Böken aus ungeklärter Ursache über Bord gegangen und ertrunken.
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Noch ein Todesfall auf der Gorch Fock: Die 18-jährige Jenny Böken ist im September 2008 ertrunken.
dpa Noch ein Todesfall auf der Gorch Fock: Die 18-jährige Jenny Böken ist im September 2008 ertrunken.

Guttenberg greift seine Kritiker frontal an. Doch ein weiterer Todesfall auf der Gorch Fock muss geklärt werden: Am 3. September 2008 war die 18-jährige Jenny Böken aus ungeklärter Ursache über Bord gegangen und ertrunken.

Die Aufklärungspannen um den Angriff von Kundus und sein diametraler Meinungswechsel dazu hat seine Popularität noch unbeschadet überstanden – der Fall Gorch Fock nun könnte allerdings die Beliebtheit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zumindest etwas ankratzen. Die hektische Absetzung des Kapitäns wird ihm als Bauernopfer aus Angst vor der Presse ausgelegt. Jetzt geht Guttenberg in die Offensive – selbstbewusst und angriffslustig.

„Die Entscheidung war sachgerecht und notwendig“, ließ er schriftlich erklären. Manche der Stellungnahmen dazu seien „von bemerkenswerter Ahnungslosigkeit“. Er könne allen Kritikern nur empfehlen, „sich nächstes Mal zumindest mit den Grundzügen des Beamten- und Soldatenrechts vertraut zu machen“. Der Kommandant der Gorch Fock sei nicht gefeuert, sondern suspendiert. „Wenn die Anschuldigungen sich als nicht stichhaltig erweisen, kann er seine Karriere wie geplant fortsetzen“, so Guttenberg.

Zuvor hatte die Opposition ihn scharf kritisiert. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier: „Er hat mittags noch von der Opposition Zurückhaltung gefordert und dann, als eine große Boulevardzeitung dies gefordert hat, den Kapitän ohne Aufklärung entlassen. Das versteht die Bevölkerung nicht, und wir als Parlament empfinden es als Frechheit.“ Auch in der Truppe gibt es Unmut. „Es macht sich eine kühle Stimmung breit“, so ein hoher Offizier. Angekreidet wird dem Minister, dass er Kommandant Norbert Schatz nicht einmal angehört habe. „Wer muss noch aus dem Stand gehen?“ Die Kanzlerin dagegen verteidigte Guttenberg ausdrücklich.

Aber nun kommt noch ein seltsamer Todesfall auf der Gorch Fock wieder hoch: Am 3. September 2008 war die 18-jährige Jenny Böken aus ungeklärter Ursache über Bord gegangen und ertrunken. Ihre Eltern stellten gestern Strafanzeige wegen des Verdachts auf sexuelle Nötigung mit Todesfolge. „Nach den jüngsten Berichten erscheint uns vieles in neuem Licht“, sagt ihre Mutter – und verweist auf Jennys letzte emails, in denen sie über „starken Druck“ klagt, und dass sie dringend einen Termin beim Frauenarzt brauche. Auch hier ist Aufklärung noch gefragt.

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