Guttenberg relativiert neue Täuschungsvorwürfe

Die Staatsanwaltschaft Hof glaubt nicht, dass Guttenberg bei seiner Doktorarbeit vorsätzlich täuschen wollte. Doch es gibt neue Plagiatsvorwürfe. Der Ex-Minister weist die Kritik zurück.
dpa |
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Die Staatsanwaltschaft Hof glaubt nicht, dass Guttenberg bei seiner Doktorarbeit vorsätzlich täuschen wollte. Doch es gibt neue Plagiatsvorwürfe. Der Ex-Minister weist die Kritik zurück.

Berlin - Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat neue Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit einem Aufsatz aus dem Jahr 2004 zurückgewiesen. Er räumte zwar ein, dass für den Text fremde Quellen genutzt worden seien – es habe sich aber nicht um eine wissenschaftliche Leistung, sondern um ein außenpolitisches Papier gehandelt, sagte Guttenberg der „Welt am Sonntag“. „Und selbstverständlich wurden hierbei bestehende, fremde Quellen genutzt, da ja lediglich die politische Meinung unterfüttert werden sollte.“

Mitarbeiter der Plattform GuttenPlag werfen Guttenberg dagegen vor, der außenpolitische Aufsatz aus dem Jahr 2004 spiegele das „Bauprinzip der Doktorarbeit“ wider und sei ähnlich fehlerhaft. Auf bisher 13 von 23 Seiten des Essays fänden sich Passagen aus Zeitungsartikeln, EU-Papieren und Bundestagsdokumenten, sagten die Netzaktivisten der „Welt am Sonntag“. Sie halten die Erklärung Guttenbergs, er habe bei seiner Dissertation schlicht den Überblick verloren, für gelogen. Der Aufsatz war damals in der Zeitschrift „aktuelle analysen“ der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung erschienen. Guttenberg erklärte, der Text sei unter Hilfe seiner Mitarbeiter im Bundestagsbüro entstanden und ursprünglich als Argumentationspapier für die CSU-Landesgruppe entworfen worden.

Die Staatsanwaltschaft Hof ist bei ihren Ermittlungen laut „Spiegel“ nicht davon ausgegangen, dass Guttenberg mit seiner Doktorarbeit absichtlich Urheberrechte verletzt hat. In der Begründung heiße es, Guttenbergs Erklärung sei „nachvollziehbar und jedenfalls nicht zu widerlegen“, meldet das Nachrichtenmagazin. Zudem fielen sehr viele Plagiatsstellen nicht unter den Schutz des Urheberrechts, weil die nötige „schöpferische Eigentümlichkeit“ fehle, so die Staatsanwaltschaft.

Die Universität Bayreuth hatte dem Ex-Minister im Gegensatz dazu absichtliche Täuschung vorgeworfen. Dagegen hatte sich Guttenberg entschieden verwahrt. Das Verfahren gegen den CSU-Politiker war im November gegen eine Zahlung von 20 000 Euro eingestellt worden.

Guttenberg hatte sich in einem Interview mit „Zeit“-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo erstmals nach seinem Rücktritt am 1. März wieder öffentlich geäußert. Das ausführliche Gespräch erschien in Form des Interview-Buchs „Vorerst gescheitert“. Bereits drei Tage nach dem Verkaufsstart waren die 80 000 Exemplare der Erstauflage vergriffen.

In der CSU stieß das Buch auf wenig Begeisterung: Guttenberg spricht seiner Partei darin den Rang der Volkspartei ab und hält sich eine Rückkehr in die Politik offen. Nach Ansicht von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) ist ein Comeback des einstmaligen Hoffnungsträgers damit schwieriger geworden. „Ich fürchte, dass Karl-Theodor mit seinem Interviewbuch Wunden geschlagen hat, die so schnell nicht verheilen werden“, sagte der Minister dem „Spiegel“.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sagte der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Wir sollten Karl-Theodor zu Guttenberg und seine momentanen Aktivitäten nicht so wichtig nehmen.“ „Zeit“-Chefredakteur Di Lorenzo reagierte unterdessen auf die Kritik an seinem Interview: Im Gespräch mit dem „Spiegel“ schloss er nicht aus, seine Einnahmen aus der Veröffentlichung zu spenden. Er werde das in Ruhe mit seinen Kollegen bei der „Zeit“ besprechen. 

 

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