Guttenberg präsentiert sich bei TV-Auftritt bescheiden
BERLIN/MÜNCHEN - Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) kostete seinen Sieg im Ringen um die Zukunft der Wehrpflicht nicht aus. Guttenberg verzichtet bei "Beckmann" auf das Zeigen von Triumphgefühlen.
Erst am Wochenende hatte CSU-Chef Horst Seehofer eine Kehrtwende vollzogen, doch Guttenberg verzichtet am späten Montagabend in der ARD-Sendung "Beckmann" auf das Zeigen von Triumphgefühlen. Statt dessen gibt es ein demonstratives Lob für den Parteivorsitzenden: "Viele seiner Argumente sind in meine Überlegungen sehr, sehr intensiv mit eingeflossen."
Tatsache ist, dass Seehofer noch Ende Juli der CSU ausdrücklich geraten hatte, die Wehrpflicht nicht abzuschaffen. Er mahnte seinerzeit bei einem Kongress des Parteinachwuchses in München: "Aber wer sie aussetzt, schafft sie ab – das muss jeder wissen." Damit ging Seehofer öffentlich auf Konfrontationskurs zu dem Verteidigungsminister, der immer wieder als möglicher Kronprinz gehandelt wird. In den folgenden Wochen schlossen sich allerdings zahlreiche CSU-Politiker der Forderung Guttenbergs nach einem Aussetzen der Wehrpflicht an.
Doch der Minister lässt sich trotz leicht provokanter Nachfragen von ARD-Mann Reinhold Beckmann ("Haben Sie den Seehofer überzeugt oder ist er selbst drauf gekommen?") kein kritisches Wort über seinen Parteichef entlocken. Im Gegenteil: Der 38-Jährige interpretiert sogar mit viel Wohlwollen die Forderung Seehofers, wegen der gebotenen "Ehrlichkeit" müsse man nicht nur von einer geplanten Aussetzung der Wehrpflicht reden, sondern von deren Abschaffung. Guttenberg sagt zu diesem Zitat: "Ich glaube, es war noch mal der Hinweis darauf, dass wir sehr gut daran tun, das Aussetzen wirklich so zu begründen, dass daraus kein Abschaffen wird."
Er sei sich mit Seehofer darin einig, dass die Wehrpflicht nicht aus dem Grundgesetz gestrichen werden sollte. Der Minister begründet diese Haltung mit dem Satz: "Weil ich nicht Prophet genug bin, um vorauszusehen, wie in 20 oder 30 Jahren sich die Welt gestaltet." Deshalb sollte nur eine einfache Mehrheit im Bundestag notwendig sein, wenn man die Wehrpflicht wegen neuer Entwicklungen wieder "installieren" wolle.
Im Übrigen tue es doch wirklich jeder Partei gut, wenn man Argumente "durchaus auch mal hart untereinander austauscht". Guttenberg fügt hinzu, am Ende müsse man dann bereit und in der Lage sein, "guten Argumenten gemeinsam zu folgen – und in dieser Situation sind wir gerade". An der ein oder anderen Stelle werde man "sicher noch mal Stellschräubchen nachjustieren müssen".
Betont bescheiden reagierte Guttenberg auch auf eine Umfrage, derzufolge 73 Prozent der Bürger der Ansicht sind, dass er künftig eine wichtige Rolle spielen sollte – und nur 52 Prozent dies über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagen. Auf die Frage, wie er sich seinen Spitzenplatz erkläre, antwortet der Verteidigungsminister: "Keine Ahnung. Ich kann mich noch so schlecht benehmen, noch so dummes Zeug erzählen..."
Eine mögliche Erklärung für die Popularität des CSU-Politikers hat dann der "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, ebenfalls Gast bei Beckmann: Zum einen sei Guttenberg jung und unverbraucht, zum anderen biete der Adelige mit seiner Familie ein "Ersatz-Königshaus" und erfülle damit die entsprechende "Sehnsucht" der Bürger.
Der Verteidigungsminister versichert jedoch, er sei "genauso fehlerhaft wie jeder andere auch". Und fügt mit Blick auf den Rummel um seine Person hinzu: "Ich kann mir all das nicht erklären." Allerdings müsse man damit rechnen können, dass dies "innerhalb eines halben Tages weg sein" könne. Deshalb sei es auch in Ordnung, wenn man sich "immer mal wieder auch eine gewisse Unabhängigkeit im Geiste bewahrt".
dapd