Guttenberg lässt die CSU alleine

Tagelang lässt Seehofer für das Sofortprogramm der kleinen Unionsschwester trommeln – doch am Ende fehlen sowohl der Parteichef als auch sein Star: Der Wirtschaftsminister wurde krank
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Ein Trio unter sich: Alexander Dobrindt, Peter Ramsauer und Ilse Aigner bei der Präsentation (v.l.)Foto: AP
az Ein Trio unter sich: Alexander Dobrindt, Peter Ramsauer und Ilse Aigner bei der Präsentation (v.l.)Foto: AP

Tagelang lässt Seehofer für das Sofortprogramm der kleinen Unionsschwester trommeln – doch am Ende fehlen sowohl der Parteichef als auch sein Star: Der Wirtschaftsminister wurde krank

MÜNCHEN/BERLIN Im Konferenzsaal der Münchner CSU-Zentral wurde am Sonntagabend kein Fernseher aufgestellt. Dort bastelte Horst Seehofer nämlich drei Stunden bei Bratwurst und Sauerkraut mit seiner Parteispitze an einem Sofort-Programm, um mit raschen Steuersenkungen noch Wähler zu fangen. Einer fehlte: Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Er saß im ARD-Studio von Anne Will und stimmte gemeinsam mit Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) die Deutschen nicht auf Geschenke, sondern auf Blut, Schweiß und Tränen ein.

Seehofer muss das geahnt haben. Als das Sofortprogramm der CSU am Montagmorgen präsentiert wurde, fehlten die beiden Wichtigsten: Der Parteichef hatte abgesagt, weil er wichtigere Termine habe. Guttenberg, der schwarze Superstar, dem sogar die New York Times gerade eine Story widmete, meldete sich krank. Damit blieben ihm und Seehofer alle unangenehmen Fragen erspart.

Dabei sah der schwarze Baron am Sonntagabend noch pumperlgesund aus. Von seiner Grippe, die ihn seit Tagen plagt, ließ er sich vor den Kameras nichts anmerken. „Er ist halt total diszipliniert“, heißt es in seiner Umgebung. Doch den Termin mit der CSU sparte er sich lieber und ging stattdessen zum Arzt.

So blieben CSU-Spitzenkandidat Peter Ramsauer, Agrarministerin Ilse Aigner und Generalsekretär Alexander Dobrindt unter sich. Neues hat das Zwölf-Punkte-Programm eh nicht zu verkünden: Steuersenkungen für Bürger, Erben, Unternehmen und die Gastronomie. Baukindergeld für Familien, Erleichterungen für Hartz-IV-Empfänger, deren private Altersversorgung besser geschützt werden soll. Eine bessere Milchquote für die Bauern, leichtere Kredite für Unternehmer und Strafen für unfähige Manager.

„Das ist alles mit Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel abgesprochen“, erklärte Spitzenkandidat Peter Ramsauer. Und mit Guttenberg auch. „Wir haben mit ihm telefoniert und er hat uns mitgeteilt, dass er das Papier zu 100 Prozent teilt“, versicherten Ramsauer und der Generalsekretär unisono.

Eine weitere Forderung allerdings konnte die CSU nicht durchsetzten. Ex-Parteichef Edmund Stoiber drängte am Sonntagabend, die CSU-Spitze müsse in dem Programm auch eine große Koalition definitiv ausschließen. Da allerdings hätte Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht mitgemacht. Seehofer lehnte den Vorschlag schließlich ab: „Sonst haben wir die ganze Woche vor der Wahl Streit mit der Union.“

Als die Vorstellung des Programms vorbei war, war Karl-Theodor zu Guttenberg auch wieder auf dem Damm und unterwegs zu seinen Wahlkampfterminen, mittags in Kronach, nachmittags in Coburg und am Abend in Bayreuth. Angela Böhm

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