Guttenberg: Kein Promibonus
Die AZ-Redakteurin Annette Zoch über die Vorwürfe gegen Guttenberg
München Karl-Theodor zu Guttenberg ist der unangefochten beliebteste Politiker der Republik. Mit beinahe unheimlicher Heldenverehrung begegnen ihm seine Wähler. Die ZDF-Satire-Sendung „heute show“ veranstaltete vor einiger Zeit sogar eine Kaffeefahrt an die Guttenberg’sche Burg.
Klar, dass seine Strahlkraft den politischen Gegner auf die Palme bringt. Insofern sind die pseudo-empörten Aufklärungsrufe der Opposition natürlich ein durchsichtiges Manöver – diebisch freut man sich, den Verteidigungsminister nun mit offener Flanke zu sehen. Das ist das eine.
Das andere ist: Guttenberg hat offenbar wirklich Fehler gemacht. In Paragraph 7 der Promotionsordnung der Bayreuther Uni heißt es: „Die Dissertation muss eine selbstständige wissenschaftliche Leistung darstellen (...). Die benutzte Literatur sowie sonstige Hilfsquellen sind vollständig anzugeben, wörtlich oder nahezu wörtlich (...) entnommene Stellen sind kenntlich zumachen.“
Dies hat Guttenberg wohl nicht so ernst genommen. Und zwar nicht nur bei ein zwei Sätzen, so dass man ihm Nachlässigkeit unterstellen könnte. Er hat seitenweise ganze Absätze übernommen. Damit ist ein wichtiges Merkmal einer Dissertation nicht erfüllt, die Offenlegung der Quellen.
Diese Regeln gelten für alle Nachwuchs-Wissenschaftler, für alle Doktoranden. Einen Promibonus darf es nicht geben. Erst Recht nicht bei einem, der auch an andere, zum Beispiel bei der Bundeswehr, einen so hohen moralischen Anspruch anlegt.
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