Guttenberg gesteht „gravierende Fehler“

Der Verteidigungsminister entschuldigt sich öffentlich und bittet bei der Uni Bayreuth um Rücknahme des Doktortitels. Merkel findet diese Entscheidung "richtig".
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Nach der Plagiatsaffäre entschuldigt sich der Verteidigungsminister öffentlich und bittet bei der Uni Bayreuth um Rücknahme des Titels. Merkel findet diese Entscheidung "richtig".

Bayreuth -Also doch. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat offenbar tatsächlich eingesehen, dass er mit seiner bisherigen Abwiegelungs-Taktik nicht aus der Plagiats-Affäre raus kommt. Gestern Abend gab er sich erstmals reumütig und einsichtig. Und die Uni Bayreuth teilte mit, Guttenberg habe gebeten, seinen Doktortitel zurückzunehmen. Wegen „gravierender, handwerklicher Fehler“.

Bei einer CDU-Veranstaltung in Kelkheim (Taunus) gestand der Minister ein, auch „Peinliches“ sei passiert – etwa bei nicht ausgewiesenen Zitaten aus der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in der Einleitung seiner Promotionsarbeit. „In der mir abgesprochenen Demut entschuldige ich mich bei allen, die ich verletzt habe“, sagte Guttenberg.

Er habe sechs bis sieben Jahre an seiner Promotion geschrieben, sagte der Unions-Politiker. „Möglicherweise habe ich an ein oder anderer Stelle den Überblick über die Quellen verloren.“ Jedoch habe er die Arbeit selbst verfasst. „Daher stehe ich auch zu dem Blödsinn darin“, bekräftigte er. Zugleich versuchte er, die Krise durch Witz zu überspielen. „Hier steht das Original, kein Plagiat“, sagte er vor etwa 900 unionsnahen Zuhörern, die ihn begeistert feierten. „Ich bin nicht als Selbstverteidigungsminister gekommen.“

Guttenberg kündigte an, seinen Doktortitel nicht mehr zu führen, auch wenn ihn das schmerze. Sein Sprecher erklärte, dass der Minister dauerhaft auf den Titel verzichten werde. Sein Amt steht nicht zur Disposition. Laut „Focus Online“ hat der Minister für seine Doktorarbeit weitgehend wörtlich eine zweite Ausarbeitung der Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags kopiert. Er sei Auftraggeber für das Papier vom 25. Oktober 2005. „Ein Minister stürzt nur, wenn es die eigene Partei will. Die eigene aber will es nicht“, hatte zuvor Ministerpräsident Horst Seehofer dem Verteidigungsminister Mut gemacht. Der habe auf ihn, so Seehofer, einen „sehr starken Eindruck“ gemacht.

Doch mit der Stärke kann es nicht mehr so weit her sein. Sogar Strauß-Tochter Monika Hohlmeier muss zu Guttenberg in seiner Schummel-Affäre jetzt Flankenschutz geben. Bei Anne Will verteidigte sie ihn. Schließlich weiß Hohlmeier, wovon sie redet, wenn’s ums Täuschen und Schwindeln geht. Sie selbst hatte einst gelogen und war über ihre Wahlfälscher-Affäre gestolpert. KT verschaffte ihr Asyl in Oberfranken und ein Direktmandat fürs EU-Parlament. Da hilft man gerne.

Aber auch Querschüsse gegen den Minister vom Koalitionspartner gibt’s. Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki forderte, Bundeskanzlerin Angela Merkel solle Guttenberg „zum eigenen Schutz und aus Respekt vor dem Amt des Verteidigungsministers abberufen“, bis die Vorwürfe aufgeklärt sind. Merkel konterte: „Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten oder einen Promovierenden oder einen Inhaber einer Doktorarbeit berufen.“

Und auch nach seinem Verzicht auf den Doktortitel hat Guttenberg die Unterstützung von Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Die Bundeskanzlerin findet die Entscheidung Karl-Theodor zu Guttenbergs, auf den Doktortitel zu verzichten, richtig“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag einer Nachrichtenagentur.

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