Guttenberg erklärt Doktorarbeit mit Mehrfachbelastung

Der CSU-Politiker räumte demnach in einer Stellungnahme gegenüber der Hochschule eine „ungeordnete Arbeitsweise“ mit „gelegentlich chaotischen Zügen“ ein.
von  dapd

 

Bayreuth - Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat seine unzureichende Doktorarbeit mit seiner beruflichen und familiären Mehrfachbelastung erklärt. Das geht aus dem Abschlussbericht der Universität Bayreuth zur Überprüfung der Dissertation hervor, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Der CSU-Politiker räumte demnach in einer Stellungnahme gegenüber der Hochschule eine „ungeordnete Arbeitsweise“ mit „gelegentlich chaotischen Zügen“ ein. All dies habe sich über Jahre in einer Situation abgespielt, in der die – durch die Übernahme neuer beruflicher Tätigkeiten und politischer Ämter entstandene - „vielfache Arbeitsbelastung“ ihm teilweise über den Kopf gewachsen sei.

Hinzugekommen sei die Erwartungshaltung der Familie, die bestehenden Anforderungen erfolgreich zu bewältigen. Ihm sei deutlich gemacht worden, dass die Qualität der unterschiedlichen Engagements keinesfalls leiden dürfe und eine begonnene Arbeit auch zu Ende zu bringen sei.

Außerdem habe Guttenberg seinen Doktorvater Peter Häberle nicht enttäuschen wollen. Er habe sich nicht durchringen können, die Dissertation zurückzugeben und das Promotionsverfahren zu beenden. „Ich wollte mir eine Schwäche nicht eingestehen“, sagte Guttenberg dem Bericht zufolge.

Die zuständige Kommission der Universität erkannte die Argumentation nicht an: Im Wissen um eine sich über Jahre hinziehende „zeitliche Dauerüberforderung“ habe sich Guttenberg entschieden, „über alle selbst erkannten Warnzeichen hinwegzusehen“. Er habe damit sehenden Auges in Kauf genommen, dass er eine Arbeitsweise pflege, der „die fehlende wissenschaftliche Sorgfalt immanent ist“. Wer jahrelang akzeptiere, dass er Sorgfaltsstandards nicht einhält, „handelt nicht fahrlässig, sondern vorsätzlich, weil er die Sorgfaltswidrigkeit zum bewussten Arbeitsstil erhebt“.

Guttenberg hatte zwar gravierende Fehler in seiner Dissertation eingeräumt, eine bewusste Täuschung jedoch immer bestritten. Anfang März war der CSU-Politiker vom Amt des Verteidigungsministers zurückgetreten. Zuvor hatte ihm die Universität Bayreuth seinen Doktortitel auf eigenen Wunsch hin aberkannt.

 

 

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