Guttenberg-Comeback: Ein Schlag ins Gesicht
AZ-Chefredakteur Michael Schilling über das Comeback von Karl-Theodor zu Guttenberg in der CSU. Ein Armutszeugnis für die Partei und ihren Chef Horst Seehofer.
Es gehört offenbar zum Schicksal des schillerndsten CSU-Nachwuchsstars der vergangenen Jahrzehnte, dass ihm die Plagiatsaffäre noch lang, wenn nicht ewig anhaften wird. Das bedeutet aber nicht, dass Karl-Theodor zu Guttenberg nicht in die Politik zurückkehren kann.
Die erste Reihe der CSU ist lückenhaft
Er hat durch seinen Rücktritt und sein freiwilliges Exil Buße getan. Uli Hoeneß, noch so ein bodenlos tief gestürztes bayerisches Alphatier, darf schließlich nach verbüßter Strafe auch wieder Präsident des FC Bayern sein. Es gehört zu den guten Seiten eines (Rechts-)Staates, dass er Resozialisierung gewährt.
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Guttenbergs Rückkehr ist vielmehr ein Armutszeugnis für die CSU. Dass Parteichef Horst Seehofer seinen gestrauchelten Liebling im Jahr der Bundestagswahl in die erste Reihe befördert, zeigt nur, wie lückenhaft die besetzt ist. Zum einen hat Seehofer, der alte Fuchs, das präzise erkannt. Zum anderen ist er an der Misere selbst schuld, weil er es verabsäumt hat, starke Nachfolger aufzubauen. Für seine Höflinge wie Herrmann, Scheuer und Dobrindt ist Guttenbergs Comeback genauso ein Schlag ins Gesicht wie für Seehofers liebste Zielscheibe: Markus Söder.