Guatemalas Ex-Diktator wegen Völkermordes vor Gericht
Guatemala-Stadt - Die Staatsanwaltschaft legt dem 86-Jährigen zur Last, für Massaker an Maya-Bauern während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 verantwortlich gewesen zu sein. Es gebe genügend Hinweise auf eine mögliche Beteiligung des Ex-Generals an dem Massenmord, entschied Richter Miguel Ángel Gálvez am Montagabend (Ortszeit) in Guatemala-Stadt. Mitbeschuldigt ist der damalige Geheimdienstchef, Ex-General Mauricio Rodríguez. Menschenrechtsgruppen sprachen von einer historischen Entscheidung.
In der Anklage geht es um den Tod von fast 1800 Ureinwohnern der Maya-Bevölkerungsgruppe der Ixil bei Aktionen der Armee in der Quiché-Bergregion im Norden des Landes. Die meisten Opfer waren Frauen und Kinder. Während des mehr als 30 Jahre währenden Bürgerkrieges mit insgesamt rund 200 000 Toten hatten die Militärregime in dem mittelamerikanischen Land zahlreiche Dörfer regelrecht ausgelöscht, um zu verhindern, dass sich die Bauern mit der linken Guerilla verbündeten. Der Krieg endete 1996.
Rios Montt, der sich 1982 an die Macht geputscht hatte und im Jahr darauf gestürzt wurde, steht seit einem Jahr unter Hausarrest. Als Abgeordneter hatte er bis Januar 2012 Immunität genossen. Nachdem ihm damals der Wiedereinzug ins Parlament misslungen war, leitete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren ein. Der Ex-General wollte sich zu der Anklage nicht äußern. "Was ich auch sage, es würde gegen mich gerichtet." Seine Tochter Zury, eine Ex-Abgeordnete, verurteilte das Verfahren als politischen Prozess. Dahinter steckten linke Organisationen. Die Verteidigung hatte die Einstellung des Verfahrens gefordert.
Angehörige der Opfer und Menschenrechtsorganisationen feierten die Anklage dagegen als historisch. "Hiermit wird ein Präzedenzfall gegen die Straflosigkeit geschaffen", sagte Benjamín Jerónimo, der als Nebenkläger mehrere Hinterbliebene vertritt. Human Rights Watch (HRW) sprach von einem grundlegenden Schritt, um endlich für Gerechtigkeit nach den Verbrechen während des Bürgerkrieges in dem Land zu sorgen. "Dass in Guatemala eines Tages wegen dieser grauenhaften Verbrechen ein General vor Gericht gestellt werden würde, schien bis vor kurzem völlig undenkbar", sagte ein HRW-Sprecher.
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