„Grüß Gott! Ich habe meine Lederhose vergessen“
München - Worüber plaudert man, wenn bei einem Frühstück mit Weißwurst und Bier der Präsident der Vereinigten Staaten direkt neben einem setzt? Der Krüner Landwirt Alois Kramer (45) hat ein Thema, das nicht nur den Bauern in Deutschland unter den Nägeln brennt: das umstrittene Freihandelsabkommen der Europäer mit den USA. Obama sei ein guter Zuhörer gewesen und habe ihm durchaus zugestimmt, berichtet Kramer. „Er ist sehr warmherzig und volksnah“, beschreibt der Krüner seinen Frühstücks-Nachbarn.
Auch über die Tracht habe Obama sich informiert. „Er wollte wissen, zu welchen Anlässen die Frauen ihr Festtagsgewand tragen“, erzählt Kramer.
In Gesellschaft von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Ehemann Joachim Sauer trinkt Obama ein Weißbier – alkoholfreies. Sauer erklärt Obama, wie man eine Weißwurst mit Messer und Gabel isst. Gekonnt schneidet Obama sie der Länge nach durch und zieht die Haut ab, ehe er kleine Stücke verspeist.
Schon die Ankunft des mächtigen Politikers im kleinen Alpendorf Krün hatte herzlich und mit viel Humor begonnen. Mit „Grüß Gott“ beginnt er seine Rede. Als er dann noch scherzt, er habe leider die Lederhose vergessen, sind die Einheimischen restlos begeistert. Die Rechnung geht für Obama und seine Gastgeberin Bundeskanzlerin Angela Merkel erstmal auf.
Beide wollten unmittelbar vor Beginn des G7-Gipfels im nahen Schloss Elmau das Signal aussenden: Wir verstecken uns nicht hinter Schlossmauern, wir mischen uns unters Volk.
Und sie wollen Geschlossenheit demonstrieren – trotz der belastenden Affäre um die Geheimdienste beider Länder. „Heute Morgen feiern wir eines der stärksten Bündnisse, das die Welt je gekannt hat“, beteuert Obama. Auch Merkel, die Obama in ihrer Rede stellenweise duzt, will von einer Krise nichts wissen. „Trotz mancher Meinungsverschiedenheiten sind die Vereinigten Staaten unser Freund, unser Partner“, sagt sie.
Eine Dreiviertelstunde nimmt sich Obama Zeit für die Bewohner des Alpendorfes. Am Ende isst Obama die Weißwurst artig auf, dazu eine Brezn. Das Weißbier lässt er fast voll stehen, als er sich von seinen Tischnachbarn verabschiedet.
Die Arbeit im Schloss Elmau ruft. Obama scheint es gefallen zu haben in dem oberbayerischen Vorzeigedorf. Nach seiner Amtszeit würde er gerne wiederkommen. Vielleicht zieht er dann ja tatsächlich die Lederhose an, die er sich angeblich noch zulegen will.
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Bei der ersten Arbeitssitzung auf Schloss Elmau geht der deutsch-amerikanische Schulterschluss weiter. Sie wollten an der Sanktionspolitik gegen Russland festhalten, erklären Merkel und Obama. Das Verhältnis des Westens zu Russland spielte bei der ersten Sitzung der G7 neben dem Kampf gegen die Armut die größte Rolle.
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