Grüne und Pädophilie-Debatte: eine schäbige Kampagne

Der AZ-Chefreporter Matthias Maus über die Pädophilie-Debatte, das unangenehme politische Erbe und die Grünen.
von  Matthias Maus
Matthias Maus, Chefreporter der Abendzeitung
Matthias Maus, Chefreporter der Abendzeitung © Daniel von Loeper

München - Unter den Vorwürfen in der politischen Auseinandersetzung ist Pädophilie die Atombombe. Kindesmissbrauch, das war und ist nicht zu rechtfertigen. Auch wenn es Verjährungsfristen gibt: Für öffentliche Ämter, ob in Politik oder Schulen, ob in Vereinen oder in Kirchen, sind Täter untragbar.

Genau das aber, und das ist eine ganz wichtige Unterscheidung, waren die Grünen nicht: Täter. Die gab es in Klosterschulen, in kirchlichen und weltlichen Internaten. Nicht bei den Grünen, soweit wir wissen.

Dass sich in der Gründungsphase der neuen Partei vor drei Jahrzehnten dubiose Gruppen tummelten und artikulieren konnten: Das gehört zum Erbe, auch zum Erbe der Zeit. Kaum zu glauben: Auch bei der Jugendorganisation der FDP wurde damals für die Freigabe von Sex mit Kindern plädiert. Dort würde man das Thema gerne vergessen.

Die Grünen haben sich zur Offenheit entschlossen, sie haben eine Kommission eingesetzt und finanziert. Ausgerechnet den Mut zur Ehrlichkeit werden sie vermutlich teuer bezahlen. Dass Trittin die widerlichen Schriften damals im besten Fall gedankenlos durchwinkte, das war ein Fehler.

Und natürlich wirft man einer Partei, die gerne den Moralapostel spielt, Fehler besonders genüsslich vor. Dass die politischen Gegner – die sich mit Affären und Skandalen wahrlich auskennen – die Grünen im Wahlkampfendspurt unter Generalverdacht stellen wollen, das ist schäbig und daneben.

 

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