Grüne setzen auf Ablösung von Rot-Rot

Schlechte Umfragen ignoriert man am besten, rät der Grünen-Star Kretschmann seiner Kollegin Künast. Die kämpft derzeit in Berlin mit sinkender Zustimmung.
von  dpa

Schlechte Umfragen ignoriert man am besten, rät der Grünen-Star Kretschmann seiner Kollegin Künast. Die kämpft derzeit in Berlin mit sinkender Zustimmung. Abgerechnet wird erst am Schluss, sagt sie.

Berlin - Trotz schwächerer Umfragewerte setzen die Grünen in Berlin weiter auf eine Ablösung der rot-roten Landesregierung. Einen Monat vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus sagte ihre Spitzenkandidatin Renate Künast am Freitag: "Wir wollen nicht aus zehn Jahren rot-roter Koalition 15 Jahre machen. Das wäre ein Schreckgespenst." Als Spitzenkandidatin hätte sie gerne "bessere Umfragen" als im Augenblick. Es gelte aber: "Gekämpft wird bis zum letzten Tag."

In Berlin wird am 18. September gewählt. Nach den jüngsten Umfragen kämen die Grünen derzeit ebenso wie die CDU auf 22 Prozent. Die SPD mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit liegt mit 31 Prozent deutlich vorn. Die Linke, bisher Koalitionspartner Wowereits, liegt bei 12 Prozent. "Inhaltlich gibt es die größte Schnittmenge mit der SPD", sagte Künast erneut. Sie war mit dem Anspruch angetreten, Wowereit als Regierungschef abzulösen. Danach sieht es derzeit nicht aus.

Der Wahlforscher Richard Hilmer sieht die Grünen weiter in einem leichten Abwärtstrend. "Es geht langsam, aber kontinuierlich nach unten", sagte der Geschäftsführer des Instituts Infratest dimap der Nachrichtenagentur dpa. Den Grünen sei es im Berliner Wahlkampf bisher nicht gelungen, ein Thema prominent zu platzieren. Die Präferenz der Wähler liege derzeit eindeutig bei einem rot-grünen Bündnis. Dies gelte sowohl für die Wähler der SPD als auch für die der Grünen. Aber auch Rot-Rot und Schwarz-Grün bzw. Grün-Schwarz seien noch möglich. Die "große Unbekannte" sei derzeit die Wahlbeteiligung. "Es wird knapp werden", sagt Hilmer voraus.

Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann empfahl Künast bei einem gemeinsamen Auftritt vor der Bundespressekonferenz, sich von Umfragen nicht beirren zu lassen. "Wir sind dafür belohnt worden, dass wir unser Programm, in allen Höhen und Tiefen, durchgehalten haben und unsere Grundsätze nicht irgendwelchen politischen Konjunkturen oder Umfragen opfern." Der Wahlkampf haben eben erst begonnen. "Jetzt wollen wir hier nicht von Schlappen reden."

Kretschmann betonte zudem, auch die Grünen in Stuttgart hätten vor der Wahl keine Koalitionsaussage gemacht. "Von Ratschlägen über Koalitionen kann man nur abraten", meinte er.

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