Grüne in Umfrage vor Union: Laschet attackiert Grüne

Die Kanzlerkandidatenfrage der Union ist entschieden, viele Baustellen sind geblieben. Eine neue Umfrage fällt ernüchternd für CDU/CSU aus. CSU-Chef Söder legt die Latte deutlich höher. Kanzlerkandidat Laschet schaltet auf Attacke in eine andere Richtung.
dpa |
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Armin Laschet vor der Presse.
Armin Laschet vor der Presse. © Michael Kappeler/dpa
München/Berlin

Fünf Monate vor der Bundestagswahl hat die Union einer neuen Umfrage zufolge stark in der Wählergunst verloren und wurde von den Grünen von Platz eins verdrängt. Im "Sonntagstrend" des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag der "Bild am Sonntag" kommen die Grünen auf 28 Prozent, die Union nur noch auf 27 Prozent. CSU-Chef Markus Söder, der im Machtkampf um die Kanzlerkandidatur gegen den CDU-Vorsitzenden Armin Laschet den Kürzeren zog, legte die Latte für Union deutlich höher. "Es muss schon ein Ergebnis sein, das deutlich über 30 Prozent liegt - näher an 35 Prozent", sagte der bayerische Ministerpräsident der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag). Laschet sagte derselben Zeitung (Montag), erstes Wahlziel der Union müsse sein, "stärkste Kraft" zu bleiben. Bei der Wahl 2017 hatten die Schwesterparteien zusammen 32,9 Prozent erzielt.

In der Kantar-Befragung hat die Union im Vergleich zur Vorwoche zwei Prozentpunkte verloren. Die Grünen, deren Bundesvorstand Parteichefin Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert hat, legten dagegen um sechs Prozentpunkte zu. Die SPD verlor zwei Punkte und rutschte auf 13 Prozent. Auch bei einer Kanzler-Direktwahl hätte Baerbock gute Karten, wie eine Insa-Befragung für die "Bild am Sonntag" ergab. Demnach würden 30 Prozent Baerbock direkt wählen, SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz käme auf 20 Prozent und Laschet auf 18 Prozent.

Laschet warf den Grünen in der "Süddeutschen Zeitung" vor, sie hätten "inhaltlich wenig zu bieten". "Ihr Programm ist nicht gut", das werde die Union in der Wahlkampagne herausstellen. Über die Spitzenkandidatin Annalena Baerbock sagte er: "Sie redet, ich handle." Die Grünen hätten 16 Jahr lang nichts beweisen müssen. Die FDP hingegen bezeichnete der NRW-Ministerpräsident als "guten Partner, mit dem man das Land voranbringen könne."

Laschet kündigte an, die Wirtschaftspolitik in den Mittelpunkt der Entscheidung zu rücken. Es gehe um Entschlackung der Bürokratie, einen serviceorientierten Staat und Digitalisierung. "Wir brauchen eine neue Gründerzeit." Söder mahnte: "Einige wollen zurück in die Zeit vor Angela Merkel. Wir wollen das nicht. Wir brauchen einen Aufbruch und eine moderne Union."

Söder nahm für ein gutes Wahlergebnis der Union auch den CDU-Chef in die Pflicht: "Wir werden alles für ein gutes bayerisches Ergebnis tun, aber die Kernverantwortung liegt natürlich immer beim Kanzlerkandidaten, auch für das Ergebnis in Bayern. Denn heute ziehen Kandidaten die Parteien und nicht umgekehrt." Er selbst habe aus Verantwortung für die Union das Votum des CDU-Bundesvorstands für Laschet akzeptiert. Er sei "mit dem Ergebnis mehr im Reinen als Teile der CDU-Basis". "Eines ist aber auch klar: Die Entscheidung lag damit in den Händen der CDU, die damit auch die Verantwortung für das Verfahren und das Ergebnis übernimmt."

Die Union befindet sich nach Einschätzung Söders "in einer schweren Notsituation". "Fünf Monate vor der Wahl steckt die CDU in einem Umfragetief, es bleiben Corona-Schwierigkeiten, und nach 16 Jahren sieht man schon Ermüdungserscheinungen der ganzen Union", sagte er den "Nürnberger Nachrichten" (Samstag). Hinzu komme eine nicht geklärte strategische Frage, wie viel Modernität oder wie viel Tradition die Union zeigen solle.

Der CSU-Chef mahnte zugleich in Richtung CDU, Umfragen sollten nicht ignoriert werden. Nach seiner Lebenserfahrung zeigten Umfragen zumindest Tendenzen auf. "Darauf sollte man achten. The Trend is your friend. Und der Trend ist jetzt so: Der hohe Corona-Vorschuss ist aufgebraucht. Und es gibt viele, die meinen, es könnte nach 16 Jahren auch mal ohne die Union gehen. Wer das alles unterschätzt, handelt unklug." Im Machtkampf mit Laschet hatten Anhänger Söders auch immer wieder dessen im Vergleich zum CDU-Chef besseren Umfragewerte ins Feld geführt.

Dass er sich in vier Jahren erneut um die Kanzlerkandidatur der Union bemühen würde, bezeichnete Söder in den "Nürnberger Nachrichten" als "außerordentlich unwahrscheinlich". "Denn entweder regiert Armin Laschet die nächste Amtszeit oder wir werden eine sehr lange Amtszeit einer jungen Bundeskanzlerin erleben", fügte der bayerische Ministerpräsident hinzu. Der CSU-Chef machte aber auch deutlich, dass er sich weiter Gehör verschaffen will: "Mit mir muss man auch in Zukunft rechnen. In Bayern als Ministerpräsident und in Berlin als Parteivorsitzender."

© dpa-infocom, dpa:210425-99-346585/3

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  • Der wahre tscharlie am 26.04.2021 17:43 Uhr / Bewertung:

    "Es muss schon ein Ergebnis sein, das deutlich über 30 Prozent liegt - näher an 35 Prozent", sagte der bayerische Ministerpräsident"

    Man wird ja nochmal träumen dürfen, gell Markus Söder. Übrigens, die Zahlen in Bayern für die CSU sind auch nicht gerade der Hingucker. Aber die Zeiten ändern sich. Heute ist nicht vor 4 Jahren. Und Söders Stichelei Richtung Laschet.....mei....kennt man ja nicht anders aus Bayern.

    Laschet: "Sie redet, ich handle." Na das ist wohl klar, dass Laschet als MP handelt. Anders wärs ja viel schlimmer. Und was Söders Aussage zu Modernität/Tratition betrifft, das war und wird immer ein Problem konservativer Parteien sein. Konservative Werte vermitteln und gleichzeitig als modern erscheinen.

  • Bongo am 26.04.2021 19:27 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Tradition kommt nicht von treten, wie man bei Deiner Schreibweise annehmen könnte, sondern vom lateinischen „ tradere“.

  • Der wahre tscharlie am 27.04.2021 16:46 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    Ohweia, da ist mir doch glatt mal wieder ein Tippfehler unterlaufen.......ich gelobe Besserung....

    Und zu deinem anderen Kommentar........Laptop und Lederhose, Kruzifixe in allen Amtstuben....und wenn Bayern so gut da steht, dann sollte sich Bayern vielleicht vom Rest der Republik unabhängig machen. Aber hoppala, das geht ja nicht so einfach, dann kommt man nicht mehr so leicht an das Geld aus Berlin zwinkern

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