Großoffensive gegen Regimegegner

Die syrischen Streitkräfte haben in der Provinz Idlib im Nordwesten des Landes eine Militäroffensive gegen Regimegegner begonnen.
dpa |
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Die syrischen Streitkräfte haben in der Provinz Idlib im Nordwesten des Landes eine Militäroffensive gegen Regimegegner begonnen. In mehreren Städten gingen nach dem Freitagsgebet Demonstranten auf die Straße, die zum Sturz des Regimes aufriefen.

Damaskus/Istanbul  - Nach Informationen arabischer TV-Sender wurden mindestens fünf Demonstranten erschossen, darunter auch ein Kind. Außenminister Guido Westerwelle sagte der Türkei humanitäre Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien zu. Der Nachrichtensender Al-Dschasira meldete, neun Mitglieder der regierenden Baath-Partei aus Idlib seien aus Protest gegen die Militäroperation aus der Partei ausgetreten. Die staatlichen syrischen Medien sprachen von einem Einsatz gegen "bewaffnete Banden" in Idlib und behaupteten, diese hätten Felder, Heuschober und Wälder angezündet.

Augenzeugen berichteten auf den Internet-Seiten der Opposition von Schüssen sowie von Panzern, die in die Kleinstadt Dschisr al-Schogur eindrangen. Anfang der Woche waren in der grenznahen Ortschaft nach offiziellen Angaben aus Damaskus 120 Soldaten und Polizisten getötet worden.

Das Regime macht Extremisten für die Toten von Dschisr al-Schogur verantwortlich. Regimegegner aus dem Bezirk hatten dagegen berichtet, die Soldaten und Polizisten seien von Angehörigen der Sicherheitskräfte erschossen worden, weil sie sich Befehlen widersetzt hätten.

Aus Furcht vor der angekündigten Militäroffensive sind seit Anfang dieser Woche nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu schon mehr als 3000 Menschen in die Türkei geflüchtet. Aktivisten warnten, dass sich unter die Flüchtenden auch einige Mitarbeiter des syrischen Geheimdienstes gemischt hätten.

Einige Regimegegner hatten in den vergangenen Tagen auch versucht, sich in den Irak zu retten. Dort sind sie jedoch nicht willkommen. Ein Angehöriger der irakischen Sicherheitskräfte sagte der Nachrichtenagentur dpa, am vergangenen Mittwoch seien zwei "illegale Grenzgänger" erschossen worden. Mehrere Syrer, "die von den Sicherheitsbehörden in ihrer Heimat gesucht wurden", seien festgenommen und abgeschoben worden.

Die Regimegegner, die den seit 2000 amtierenden Präsidenten Baschar al-Assad und die Baath-Partei stürzen wollen, hatten für Freitag nach dem Mittagsgebet zu neuen Massendemonstrationen aufgerufen. Die Proteste standen diesmal unter dem Motto "Freitag der Stämme". Oppositionskreise stellten Videos ins Internet, die Proteste in den Städten Aleppo, Daara, Homs, Latakia, Bu Kamal, Kamischli und Deir al-Zor zeigen sollen. Kleinere Protestaktionen wurden auch aus Aleppo und der Hauptstadt Damaskus gemeldet.

Die Aktivisten veröffentlichten in ihren Internetforen zudem ein neues Video, auf dem ein Mann in Uniform zu sehen ist. Dieser erklärt, er sei nicht mehr bereit, in der syrischen Armee zu dienen. Dies begründet er mit den Angriffen auf unbewaffnete Demonstranten. Er sagt: "Die freie syrische Armee soll gegen den Feind kämpfen und nicht gegen das wehrlose Volk."

Die staatliche Nachrichtenagentur Sana trat diesem Bericht entgegen, indem sie den "Augenzeugenbericht" eines Mannes veröffentlichte, der behauptete, er sei von jungen Männern in der Provinz Idlib gezwungen worden, ein entsprechendes Video aufzunehmen.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ging derweil weiter auf Distanz zum Regime in Damaskus, nachdem er Assad mehrfach vergeblich zu Reformen aufgerufen hatte. "Ich habe mit Präsident Baschar al-Assad vor vier, fünf Tagen über die Lage gesprochen (und ihm gesagt), Sie handeln nicht human", zitierten türkische Medien Erdogan am Freitag.

Für die Türkei, die eine fast 900 Kilometer lange Grenze zu Syrien hat, sei der Konflikt in dem Nachbarland wie eine innere Angelegenheit, sagte Erdogan. Auch könne sein Land Flüchtlingen, die sich vor Gewalt retten wollten, nicht einfach die Tür zusperren.

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