Große Koalition: Heimlicher Favorit

Wahlkampf im Hochsommer 2013. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück spuckt Kirschkerne und liest aus Jim Knopf vor – wenn’s denn der Stimmenfindung dient. CSU-Chef Horst Seehofer denkt sich jedes Wochenende ein paar neue ultimative Forderungen aus, ohne die er aber ganz bestimmt nicht einen Koalitionsvertrag unterschreibt. Der Stammtischfaktor einer Ausländer-Maut und seiner Mehr-Geld-Für-Bayern-Forderung ist aus seiner Sicht womöglich nachvollziehbar. Was er an fossilen Energien sexy findet, bleibt vorläufig sein Geheimnis.
Unionsfraktionschef Volker Kauder legt einen Plan vor, was eine schwarz-gelbe Regierung in den ersten 100 Tagen alles machen will: niedrigere Strompreise und höhere Mütterrenten. Warum hat das selbe Bündnis das dann nicht schon in den letzten vier Jahren gemacht? Glaubt er, dem Wähler ist entfallen, wer regiert?
Neben diesem Geplänkel kommt nun aber langsam die Katze aus dem Sack geschlichen: CDU wie SPD bringen immer lauter eine große Koalition ins Spiel. Tatsächlich ist es die Lieblingsoption der Bürger. Auch Merkel wird eine gewisse Neigung dazu nachgesagt.
Das Bündnis hat aus ihrer Sicht inhaltliche Vorteile: Bei Themen wie Mindestlohn und Mietpreisbremse ist die Union mittlerweile näher an der SPD als an der FDP, im Bundesrat wäre vieles leichter durchzusetzen. Und auch einige strategische Vorteile: Die CSU hätte dann noch weniger zu melden als jetzt – wenn schon die Wunschoption große Koalition nur aus CDU und SPD nicht gehen wird.