Großdemos in Kairo - Sorge vor Straßenschlachten

Vier Tage vor dem geplanten Verfassungsreferendum in Ägypten ist die Lage extrem angespannt.
von  dpa

Vier Tage vor dem geplanten Verfassungsreferendum in Ägypten ist die Lage extrem angespannt.

Kairo - Sowohl die Islamisten als auch die Gegner des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi haben für heute zu Großkundgebungen aufgerufen.

Beobachter befürchten, dass es zwischen den Anhängern der verfeindeten Lager erneut zu blutigen Straßenschlachten kommt.

Die linken und liberalen Parteien wollen bei ihren Protestmärschen eine Verschiebung der für Samstag geplanten Volksabstimmung über eine neue Verfassung fordern. Sie lehnen den von den Islamisten formulierten Verfassungsentwurf ab. Das Dokument stärkt die Rolle der Religionsgelehrten im Staat und schwächt die Stellung der Frau in der Gesellschaft.

Die Muslimbrüder und ihre Verbündeten planen Kundgebungen unter dem Motto "Ja zur Rechtmäßigkeit". Die Studentenbewegung der Muslimbrüder teilte unterdessen mit, sie werde nicht wie geplant auf dem Universitätsgelände demonstrieren. Mit dem Verzicht wolle man gewaltsame Zusammenstöße mit den Demonstranten der Gegenseite vermeiden.

Mohammed Mursi hatte zuvor die Armee aufgerufen, bis zu der Volksabstimmung am Samstag auf den Straßen Ägyptens für Ordnung zu sorgen. Er gab ihnen das Recht, Zivilisten festzunehmen - solange bis das Ergebnis des Referendums veröffentlicht ist. Mursis Sprecher Jassir Ali erklärte am Montag, Mursi habe der Armee diese Sondervollmachten auf Wunsch der Wahlkommission erteilt. Die Richter des Staatsrates erklärten vor der Presse in Kairo, sie seien nur dann bereit, die Abstimmung zu überwachen, wenn für die Sicherheit der Richter in den Wahllokalen garantiert werde.

Die EU-Außenminister haben bei ihrem Treffen in Brüssel beide Lager zu einer friedlichen Beilegung des Streits aufgerufen. "Das ist eine sehr fragile Lage", sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle. "Es ist eine Lage, die mich auch deswegen so besorgt, weil wir den Erfolg der ägyptischen Revolution wollen." Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sagte: "Der Weg zur Demokratie ist wirklich steinig, aber es ist wichtig, dass die Bürger sich engagieren."

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.