Griechenland-Referendum wird knappes Rennen

In Griechenland wird heute abgestimmt: "Ja" oder "Nein" zum EU-Sparprogramm. Varoufakis wirft derweil Europa "Terrorismus" vor und Schäuble beschuldigt er, dass er schon seit 2012 einen Grexit bevorzugen würde.
von  az/dpa
Die Griechen stimmen heute ab: Ja oder Nein zum EU-Sparprogramm?
Die Griechen stimmen heute ab: Ja oder Nein zum EU-Sparprogramm? © dpa

Athen/Berlin - In Griechenland bereiten sich die Bürger auf das entscheidende Referendum über die Sparforderungen der Geldgeber vor. Das Ergebnis wird mit Spannung erwartet, in Umfragen zeichnete sich ein äußerst knappes Rennen zwischen beiden Lagern ab. Gegenstand der umstrittenen Abstimmung ist das letzte inzwischen hinfällige Angebot der Geldgeber aus EU-Kommission, IWF und Europäischer Zentralbank (EZB).

Der linke Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte das Referendum vor einer Woche überraschend angekündigt.

Lesen Sie hier: Wie werden sich die Griechen entscheiden?

Nach den gescheiterten Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern gilt das Votum der Bevölkerung als wichtiges Signal für eine mögliche Wiederaufnahme der Gespräche. Aber auch nach der Volksabstimmung können die Griechen nicht mit einer schnellen Rettung rechnen. Berlin dämpfte schon am Freitag Hoffnungen der Regierung in Athen, zügig frische Hilfsgelder zu erhalten.

 

Varoufakis verschärft Tonlage

 

Tsipras hatte die Bürger dazu aufgerufen, den Sparvorschlägen eine Absage zu erteilen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker warb für ein "Ja".

Vor der Abstimmung verschärfte der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis noch einmal die Tonlage. "Was man mit Griechenland macht, hat einen Namen: Terrorismus", sagte der Minister zu den Verhandlungen mit den Gläubigern.

Er warf zudem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vor, schon lange für einen Austritt Griechenlands aus dem Euro zu sein. "Schon 2012 hat Herr Schäuble deutlich gemacht, dass er einen Grexit bevorzugen würde", sagte Varoufakis der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Schäuble schloss ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone am Samstag nicht aus. "Ob mit Euro oder vorübergehend ohne: Diese Frage können nur die Griechen selbst beantworten", sagte er der "Bild"-Zeitung.

 

Steinmeier: Grexit wäre "verheerend"

 

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnte dagegen vor negativen Folgen eines solchen Schrittes für das Ansehen der EU. "Selbst wenn wir eine solche Entwicklung finanz- und währungspolitisch bewältigen können, wäre das Signal eines Grexit an die Länder außerhalb der EU verheerend", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag".

China, Indien und die USA beobachteten genau, ob die Europäer diese Krise meisterten oder an der Herausforderung scheiterten, betonte Steinmeier. Für den Fall eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone gelte: "Europa würde in Teilen der Welt an Ansehen verlieren und Glaubwürdigkeit einbüßen." Zugleich kritisierte Steinmeier die griechische Regierung. Es sei "eine Mischung von Unerfahrenheit, Ideologie und radikaler Rhetorik", mit der diese die Verhandlungen in eine Sackgasse getrieben habe.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.