Griechenland: Radikale Linke legt in Wahlumfragen weiter zu
Athen - Im Hinblick auf die Wahlen hat Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Griechen in einem Interview der Athener Zeitung "Kathimerini" ins Gewissen geredet. Die griechischen Politiker müssten den Wählern erklären, dass die Europäische Union Griechenland helfen wolle. Es gebe aber keine Hilfe ohne Voraussetzungen. Ob das Sparprogramm in die Tat umgesetzt würde, hänge allein von den griechischen Politikern ab; erklärte Schäuble.
In Griechenland hat keine Partei die Chance auf eine Alleinregierung. Die Sozialisten der Pasok könnten als dritte Kraft aber den Konservativen zur Mehrheit im Parlament verhelfen. Das prognostizieren drei Umfragen, deren Ergebnisse am Sonntag in der griechischen Presse veröffentlicht wurden.
Die Neuwahl am 17. Juni ist nötig, weil die Zersplitterung der Parteienlandschaft nach der letzten Wahl keine regierungsfähige Mehrheit möglich gemacht hat. Die meisten kleineren Parteien verlieren in den Umfragen nun zwar Bedeutung. Die Syriza kann aber weiter zulegen und es zeichnet sich eine Polarisierung zwischen den Linksradikalen und der konservativen Nea Dimokratia ab.
Nach einer in der Zeitung "Kathimerini" veröffentlichten Umfrage des Instituts Public Issue wird Syriza mit 28 Prozent (6. Mai: 16,8 Prozent) sogar stärkste Partei. Die ND legt von 18,85 auf 24 Prozent zu. Auch die Sozialisten gewinnen leicht von 13,2 auf 15 Prozent.
Eine Umfrage des Instituts MRB für die Sonntagszeitung "Real News" sieht dagegen die Konservativen mit 20,1 Prozent knapp vor der Syriza mit 19,6 Prozent. Die Sozialisten kommen hier auf nur 11,9 Prozent. Auch das Institut Alco sieht die ND mit 23,1 Prozent auf Platz eins vor der radikalen Linken mit 21,4 Prozent. Die Sozialisten sind in dieser Erhebung für die Boulevardzeitung "Proto Thema" auch hier drittstärkste Kraft mit 13,5 Prozent.
Den Umfragen zufolge würde Griechenland erneut eine Koalitionsregierung benötigen. Das glauben auch 77 Prozent der Befragten in einer Umfrage der Zeitung "Kathimerini". Wegen des komplizierten Wahlrechts, das der stärksten Fraktion in der Regel 50 Sitze zusätzlich zuspricht, hätten ND und Pasok die Aussicht, eine Koalition zu bilden, sofern sie sich darauf einigen können. Die Syriza hat als Parteienbündnis keine Aussicht auf die 50 Extra-Sitze.