Griechenland-Krise: Warum die Griechen retten?

Während die Politik über Hilfen für die Hellenen streitet, verschärft sich die Lage des Landes.Geht der Staat pleite und die Banken kommen wieder ungeschoren davon?
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Während die Politik über Hilfen für die Hellenen streitet, verschärft sich die Lage des Landes.Geht der Staat pleite und die Banken kommen wieder ungeschoren davon?

Für die Griechen zahlen? 57 Prozent der Deutschen halten wenig von einer finanziellen Unterstützung für das angeschlagene Land – das ergab eine Umfrage, die gestern veröffentlicht wurde. Währenddessen erreichen die Anleihezinsen für Griechenland neue Höhen. Damit rückt eine Staatspleite näher – die auch uns treffen würde.

Was passiert, wenn Griechenland seine Schulden nicht mehr bedienen kann? Spekulanten, die auf eine Staatspleite gewettet haben, würden jubeln und ihre Gewinne einstreichen. Und sie würden andere schwache Mitglieder der Währungsunion ins Visier nehmen: Portugal und Spanien. Damit würde der Kurs des Euro weiter bröckeln. Das hieße: Firmen und Verbraucher müssten wieder mehr für importierte Waren wie etwa Öl bezahlen. Gleichzeitig müssten Staaten und Unternehmen auf Euro-Kredite, mit denen sie sich Geld auf den Kapitalmärkten besorgen, höhere Zinsen zahlen. Das ist Gift für den konjunkturellen Aufschwung.

Warum wird Griechenland nicht einfach aus der Währungsunion ausgeschlossen? Weil das fast gleichbedeutend mit einer Staatspleite wäre. Die nach einem Euro-Ausschluss wieder eingeführte Drachme müsste drastisch abgewertet werden. Das hieße: Die Euro-Schulden des Landes würden sich noch einmal drastisch verteuern.

Wieviel Geld haben deutsche Banken in Griechenland im Feuer? Allein die Hypo Real Estate, komplett im Staatsbesitz, hat knapp zehn Milliarden in Griechenanleihen angelegt. Die Commerzbank, zu einem Viertel in Staatsbesitz, ist mit drei Milliarden Euro engagiert. Auch Landesbanken und private Institute wie die Münchner Rück und die Allianz haben Geld in Griechenland investiert. Insgesamt geht es für die deutsche Finanzwirtschaft bei der Griechenland-Krise um Anlagen in Höhe von rund 31 Milliarden Dollar.

Sollten die Gläubiger Griechenlands nicht gezwungen werden, wenigstens auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten? Mit öffentlichen Mitteln dafür sorgen, dass Großinvestoren keine Verluste machen – das ist nicht gerade populär. Deswegen ist denkbar, dass wenigstens im Ansatz ein sogenannter „Haircut“ beschlossen wird. Allerdings gilt für einen erzwungenen Forderungsverzicht in abgeschwächter Form, was für eine Staatspleite gilt: Er würde das Vertrauen in Euro-Anlagen und damit in die Gemeinschaftswährung gefährden.

Wird Griechenland die EU-Hilfen überhaupt zurückzahlen können? Das weiß niemand. Gut möglich ist, dass auf die EU weitere Milliarden-Forderungen zukommen. Der Erlanger Bankenprofessor Wolfgang Gerke verweist darauf, dass Griechenland in den nächsten drei Jahren 100 Milliarden Euro für Anleihen, die auslaufen, benötigt. Klar ist, dass das Land lange brauchen wird, um seinen Schuldenberg abzutragen. sun

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